Mit „New World Killer“ legen SPITE ihren zweiten Longplayer für Rise Records vor und zugleich ihr insgesamt fünftes Studio-Album. Die elf neuen Tracks sind eine klanggewordene Kampfansage an jede Form von Zurückhaltung. Die Formation aus der Bay Area kultiviert erneut ihre 
kompromisslose Mischung aus Deathcore, Beatdown-Hardcore, Slam-Death und Southern-Grooves und setzt einen Sound, der nicht anbiedert, sondern frontal angreift.
Die Produktion ist druckvoll und direkt, die Texte thematisieren soziale Entfremdung, innere Leere und den Zerfall von Werten. SPITE wollen verstören, provozieren und mit ihrer eigenen Dunkelheit konfrontieren. „New World Killer“ ist ein Album wie ein akustischer Amoklauf und Anlass genug, mit Gitarrist Alex und Frontmann Darius über die Entstehung, die kreative Vision und die Rolle der Band im Deathcore-Kosmos zu sprechen. Die Geschichte der Gruppe beginnt in der lokalen Szene der Bay Area, wo sich die Mitglieder bereits vor der Gründung kannten. Alex erinnert sich: „Ja, wir waren alle in verschiedenen Bands aus unserer Gegend, die miteinander zu tun hatten.“ Der Band-Name entstand spontan und ist bis heute Programm: „Wir wollten unsere erste Single ‚Misery‘ veröffentlichen, hatten aber noch keinen Namen. Es sollte etwas Kurzes und Prägnantes sein, das aber auch repräsentativ für unsere Musik ist. SPITE hat das erfüllt.“ Das Wort ist mit Bosheit oder Boshaftigkeit zu übersetzen und in der Tat eine gute Umschreibung für dass, was die Musiker darstellen. Die Entscheidung für eine extreme musikalische Ausrichtung war für die Formation dabei keine kalkulierte Marktstrategie, sondern eine emotionale Notwendigkeit. Alex 
bringt es auf den Punkt: „Diese Art von Musik hilft uns, unseren Alltag zu bewältigen.“ Diese Haltung zieht sich durch die gesamte Diskografie der Band und ist auch auf „New World Killer“ deutlich spürbar.
Die musikalische Vision hat sich seit dem Vorgänger und Rise-Einstand weiterentwickelt, ohne den Kern zu verlieren: „Es ist eine Herausforderung, sich weiterzuentwickeln und gleichzeitig das Element beizubehalten, warum die Leute eure Band überhaupt mögen“, reflektiert der Gitarrist. „„Dedication To Flesh“ hat uns geholfen, zu erkennen, dass wir experimentieren und trotzdem unseren Kern-Sound beibehalten können. Wir haben den Bereich der Gitarre und Darius‘ Gesang erweitert, wodurch die Musik dynamischer geworden ist. Diese Erkenntnis haben wir beim Schreiben von „New World Killer“ im Hinterkopf behalten, aber der Ansatz tendierte eher dazu, wie wir spontan beim Proben herumrifften. Das bedeutet, dass wir weniger komponiert haben und uns mehr von Energie treiben ließen. Das hat uns geholfen, unseren Wurzeln treu zu bleiben.“ Die rohe Energie spiegelt sich auch in der Produktion wider, die bewusst auf analoge Mittel setzte, um die Live-Intensität der Band einzufangen: „Für mich war es wichtig, mich nicht zu sehr auf ein bestimmtes Material festzulegen, bevor wir ins Studio kamen“, erzählt Alex. „Es kam wirklich darauf an, wie wir unsere Demos mit Will (Putney von Fit For An Autopsy, END und Better Lovers) umgesetzt haben. Es ist eine Sache, Plug-ins und künstliche Drums zu verwenden, um eine Idee zu verwirklichen, aber es war unglaublich, so viel analoges Equipment zur Verfügung zu haben. Dies ist das erste Album von SPITE, das wir mit dem Equipment aufgenommen haben, das wir 
auch auf der Bühne verwenden, und das kommt besonders gut bei Travis‘ Drum-Performance zum Ausdruck.“
Hier schließt sich der Kreis zu den musikalischen Einflüssen der Band, die vielfältig sind und von Thrash über Hardcore bis zu melodischem Metal reichen. Frontmann Darius, Alex‘ Bruder, erklärt: „Aus der Bay Area haben wir mit Metallica, Exodus, Green Day und Dead Kennedys einige bekannte Bands, aber was unsere Einflüsse angeht, waren mein Bruder und ich schon immer musikbegeistert und breit interessiert. Vor allem haben uns Gruppen begeistert, die viele echte Riffs hatten, etwa Avenged Sevenfold, Lamb Of God oder Children Of Bodom. Denkt man an SPITE, denkt man an Beatdowns und Breakdowns, aber mit „Dedication To Flesh“ haben wir endlich viel mehr von unseren Einflüssen gezeigt und auf „New World Killer“ kann man diese komplexen Riffs nun auch wirklich hören.“ Auch die Thrash-Szene der heimischen Bay Area hat Spuren hinterlassen, wenn auch subtil: „Unsere Musik hat definitiv etwas von Thrash, aber wenn man sich SPITE anhört, ist Thrash nicht das Erste, was einem in den Sinn kommt“, erwidert Darius. „Aber wir haben auf jeden Fall auch einige dieser Elemente.“ Trotz der stilistischen Breite gibt es eine Band, die alle Mitglieder verbindet: „Wir sind eine brutale Band, aber ein Großteil unserer Musik ist von Slipknot beeinflusst“, sagt der Frontmann. „Als wir aufwuchsen, spielten wir 
alle in verschiedenen Heavy-Bands, und schließlich kamen wir alle zusammen und gründeten diese Supergroup, nachdem wir die Bands verlassen hatten, in denen wir aufgewachsen waren.“
SPITE stehen für eine kompromisslose musikalische Haltung und eine bissige Intensität. Schaut man sich im Deathcore-Umfeld um, stellt man derzeit jedoch fest, dass einige Vertreter kompatibler aufspielen: „Metal-Musik im Allgemeinen wird seit einiger Zeit zugänglicher“, bestätigt Gitarrist Alex die Beobachtung. „Ich bin ein Fan aller Bereiche des Genres und beobachte die Entwicklungen mit Interesse. Ob das die Intensität verwässert, vermag ich nicht zu sagen, aber es gibt inzwischen ein ganz neues Publikum, das Metal aus vielleicht anderen Gründen als du und ich mag. Das gefällt mir grundsätzlich.“ Die Öffnung des Genres scheint SPITE nicht zu stören – im Gegenteil. Die Band bleibt ihrer Linie treu und setzt auf emotionale Unruhe und Dunkelheit als künstlerisches Mittel. Sänger Darius beschreibt, wie das Publikum auf diese Gemengelage reagiert: „Es gibt einen Grund, warum unser Publikum mit solcher Hingabe weiter wächst. Die Wahrheit ist, dass es immer etwas gibt, worüber man sich aufregen kann. SPITE ist für jedes Mitglied unserer Band eine Art Katharsis. Es ist ein wirklich gesunder Ausweg, um die negativen Energien, denen wir täglich ausgesetzt sind, zu kanalisieren, 
mit denen leider nicht viele Menschen umzugehen wissen. In dieser Hinsicht habe ich Glück und denke, unsere Fans sehen das genauso.“
Während andere Deathcore-Bands mit orchestralen Elementen, klarem Gesang oder elektronischen Texturen experimentieren, bleibt SPITE bei ihrer rohen und viszeralen Ästhetik. Der Frontmann sieht diese Entwicklungen differenziert: „Ich bin ein Metal-Fan durch und durch, daher kann ich diese Texturen genießen, wenn sie zu einer Band passen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Wut und Aggression durch Heavy Metal zu vermitteln. So wie wir das tun, passen diese Art von Gesang oder orchestralen Elementen nicht wirklich zu uns. Doch unser neues Album schafft durch die rohe und viszerale Energie, die darin steckt, immer noch eine düstere Atmosphäre.“ Diese Atmosphäre ist kein Zufall, sondern Teil einer bewussten künstlerischen Positionierung. SPITE wollen keine Hoffnung spenden, sondern mit kalkulierter Brutalität verstören. Darius beschreibt die Rolle der Band: „Was mir an SPITE am besten gefällt, ist, dass wir nicht auf ein bestimmtes Metal-Subgenre beschränkt sind. In unserer Welt gibt es so viele Möglichkeiten, heavy und wütend zu sein. Indem wir alle Einflüsse, die uns prägen, aufgenommen und unser eigenes Universum geschaffen haben, haben wir mit „New World Killer“ großartige Arbeit geleistet.“ Was das Songwriting dieses Universums inspiriert, benennt Gitarrist Alex kurz und knapp: „Hass und Wut.“
Picture credit: Olivia Bastone
