TALLAH – The Generation Of Danger

Jenseits kleinerer Veränderungen im Line-Up hat sich bei TALLAH nichts verändert. Zum Glück! Die Gruppe aus Pennsylvania präsentiert sich auch auf ihrem zweiten Longplayer über alle Maßen experimentell und extrovertiert. Exakt so will man sie hören. „The Generation Of Danger“ – schon der Titel suggeriert Gefahr – gleicht einer musikalischen Wundertüte, die sich mit einem gewaltigen Knall und nicht minder schweren Nachhall öffnet. Das 2017 gegründete Quintett erklärt die extreme Unberechenbarkeit als Leitlinie seiner ungestümen Musikalität und exponiert sich entsprechend. Im Vergleich mit dem 2020er Debüt „Matriphagy“ klingen die Tracks ausgefeilter, weil TALLAH bewusster mit Kontra-Punkten arbeiten und etliche Nummern schroff-brachiale Hooklines aufweisen. Wenn man sie der Band denn zusprechen mag. Manische Clean-Gesänge, Monster-Grooves, furiose Tempo-Läufe, Mark erweichende Beatdowns, Turntable-Unterstützung: auf „The Generation Of Danger“ gibt es nichts, was es nicht gibt. TALLAH nehmen das Erbe von Slipknot, Korn und System Of A Down, garnieren es mit Industrial-Core a la Code Orange und Noise-Chaos-Core wie bei Vein.FM. Die ohnehin schon breite Sound-Basis trifft auf versierte Individual-Musiker:innen, die sich nach Leiben Kräften austoben und an abgefahrenen Ideen abarbeiten. Frontmann Justin Bonitz giftet, keift und singt so, als bewegt er sich kontinuierlich an der Grenze zur Schizophrenie. Und die Eigendynamik in der Gruppe selbst scheint dafür zu sorgen, dass TALLAH im gemeinsamen Spiel über sich hinauswachsen. „The Generation Of Danger“ klingt im Ergebnis ebenso sehr nach Genie wie nach Wahnsinn.

(Earache)