TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN

Dualität zeigt sich bei TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN auf verschiedenen Ebenen. Im Line-Up stehen zwei Frontmänner. Das Drittwerk „Karma“ dreht sich um das Prinzip von Ursache und Wirkung. Textlich geht es um Protest und Gestaltungswillen. Die Songs der deutschen Gruppe fallen sowohl kompromisslos als auch unterhaltsam aus – formen eine weitere mitreißende Hardcore-Platte.

Das Gespräch mit Dennis und Matzo beginnt mit dem auffälligen Pre-Order-Cover, das das Konzept visuell besonders gut widerspiegelt – möglicherweise sogar besser als das reguläre Artwork. „Ursprünglich hatten wir etwas ganz anders geplant und dachten, wir machen vorne ein ganz, ganz kitschiges Cover drauf, wie das, das man beim alternativen Cover auf der rechten Seite sieht“, erzählt Co-Fronter Dennis (ehemals RYKER’S, BRIGHTSIDE und STILL SCREAMING), für den „Karma“ das erste Album mit TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN ist. „Die Zerstörung, Umweltverschmutzung und all das sollte man erst sehen, wenn man die Platte umdreht. Das hat aus diversen Gründen so leider nicht funktioniert, auch wenn wir es jetzt doch noch in einem Bild gut hinbekommen haben. Der inhaltliche Bezug muss natürlich da sein und ist kein Zufall. Es kam aus der Situation heraus, dass Matzo die Idee zum jetzigen regulären Cover und auch die Geschichte dazu im Kopf hatte. Von mir stammt der Einfall mit dem Strand, obwohl ich es tatsächlich noch ein bisschen plakativer machen wollte – komplett in 80er-Jahre-Farben und richtig kitschig von vorne. Und dann, wenn man es umdreht, das krasse Gegenteil – die komplette Zerstörung. Das wäre ein cooler Effekt gewesen. Letztlich haben wir uns für etwas anderes entschieden, was auch super ist, und ebenfalls sehr, sehr gut passt und das Konzept gut aufgreift.“

Über die zehnjährige Karriere des Sextetts hinweg hat das Tradition und fällt regelmäßig auf: „Es ist immer so, dass unsere Konzeptalben einmal insgesamt von den Texten her Konzepte sind und wir dann natürlich auch versuchen, das im Artwork zu verankern“, bekräftigt Matzo, der andere Frontmann der Gruppe. „Wie Dennis schon verraten hat, gab es dieses Mal zwei Ideen. Einer der Gründe, warum wir dieses Vorne-hinten-Ding beim normalen Cover nicht umgesetzt haben, ist, dass mittlerweile so viel digital ist. Dass man oft nur die Frontseite sieht und aufgrund der mitunter schlechten Auflösung niemals erfährt, was da wirklich los ist und das eher Fragen aufwirft.“ Für den Sänger ordnet sich „Karma“ schlüssig in die Reihe der bisherigen Alben von TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN ein: „Unser Debüt „Machtwort“ kann man mit der Thematik Lebensphasen des Menschen verbinden“, erinnert Matzo. „Dann kam bei „Zwischenwelt“ die Thematik, dass sich alles immer mehr verdichtet und die globalisierte Welt für den Einzelnen immer komplexer ist. Jetzt bei „Karma“ liegt der Fokus auf dem scheinbar einfachen Prinzip von Ursache und Wirkung. Über das Cover haben wir schon gesprochen, aber ich möchte noch verraten, dass wir uns am Ende für die einfache Farbgebung entschieden haben, weil sie besser passt. Weil alles total kompliziert wirkt, dass aber nichts daran ändert, dass es auch weiterhin ein Richtig und ein Falsch gibt. Beispielsweise darf man keinen Menschen töten. Das gilt immer und unabhängig von den Umständen und der Komplexität.“

Textlich, musikalisch und auch im Auftritt wirkt alles stark verdichtet – am Offensichtlichsten durch Song-Titel, die jeweils nur aus einem Wort bestehen: „Das ist der Sound, den wir schon davor mit „Fokus“ gefunden haben“, erwidert Matzo. „Eigentlich war er aber bereits mit „Licht“ und „Machtwort“ gesetzt. „Zwischenwelt“ ist irgendwie passiert, weil wir rumprobiert haben, doch „Fokus“ war wieder so, dass wir von unserem Sound sprechen können. Auf „Karma“ hat sich dieser nochmals klarer manifestiert. Es ist ja auch so, dass es sich vom Line-up her alles gefügt hat und gerade so anfühlt, dass wir komplett eingespielt sind. Stilistisch ist es hier und da ein bisschen anders, aber insgesamt trotzdem stark vernichtend.“ Dennis gibt lachend folgenden Blick auf sein Vollzeit-Debüt mit der Band zu Protokoll: „Ich kann und möchte mir gar nicht anmaßen, zu sagen, dass das jetzt das beste Album von TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN ist, weil ich vorher nicht dabei war und sie auch vorher schon großartige Alben gemacht haben. Es ist an der einen oder anderen Stelle sicherlich anders geworden. Die Texte sind ein bisschen direkter und das auch bewusst. Das musikalische Spektrum ist zudem weiter Richtung Punk gegangen. Das sind die Songs, die wir am Ende hatten und von denen wir keinen rausschmeißen konnten. Du siehst ja, wie lang die Platte geworden ist. Wir hätten auch nach zwanzig Minuten Schluss machen können, wie es für eine normale Hardcore-Platte üblich ist. Aber wir haben gesagt, warum? Einfach mal gegen den Strom und gegen diese Schnelllebigkeit heutzutage. Mal ein Album rausbringen, das 16 Songs hat. Für ein Hardcore-Album ist das ziemlich ungewöhnlich.“

Darin zeigt sich, dass die Motivation von TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN noch dieselbe wie zur Band-Gründung vor zehn Jahren ist: „Die 1.000 war von Anfang an eine symbolische Zahl, die auch 10.000 oder 100.000 hätte sein können“, bekräftigt Matzo. „Je mehr desto besser, das ist klar, zumal dann, wenn man es auf eine politische Situation oder gesellschaftliche Situation bezieht. Diesbezüglich gibt es viele Themen, die auf „Karma“ an vielen Stellen aufgegriffen werden. Der Grundgedanke hinter unserem Namen ist der, zu sagen, dass man nicht allein ist. Bei „Karma“ geht es konkret darum, dass, selbst wenn man die Auswirkungen dessen, was man tut, nicht mitbekommt, es trotzdem eine Wirkung hat. Ob ich etwas tue oder was nicht tue, eine Entscheidung für etwas treffe oder nicht. In vielen Fällen verhält es sich so, dass wir in vielen Situationen mehr Menschen bräuchten, die gute Entscheidungen treffen.“

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