Bei TESSERACT steht seit jeher Qualität über Quantität. Das ist das Prinzip, das sich wie ein roter Faden durch die gesamte Diskografie der britischen Ausnahme-Band zieht. Ob Studio-Album oder Live-Produktion: Das Quintett aus England liefert stets mit beeindruckender Präzision, emotionaler Tiefe und künstlerischer Konsequenz ab. Ihre Veröffentlichungen sind keine Massenware, sondern sorgfältig kuratierte Werke, die den Anspruch verfolgen, musikalische Grenzen auszuloten und neu zu definieren. Seit einer gefühlten Ewigkeit gelingt es TESSERACT scheinbar mühelos, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und dabei den Wirkungsraum zu erweitern, den progressive und genreübergreifende Musik zwischen Rock und Metal bespielen kann. Ihre Position als stilprägende Kraft im Spannungsfeld zwischen Prog, Djent und atmosphärischem Post-Rock ist längst unumstritten. Die Band hat sich eine Sonderstellung erarbeitet, die nicht nur durch technische Finesse, sondern vor allem durch emotionale Authentizität und kreative Unbeirrbarkeit geprägt ist. Kompromisse? Fehlanzeige. TESSERACT verweigern sich der Idee, ihre Kunst auf eine einzelne Facette zu reduzieren oder berechenbar zu sein. Stattdessen laden sie dazu ein, das Gesamtbild zu erfassen; ein komplexes Geflecht aus vertrackten Rhythmen, mehrdeutigen Strukturen, brachialen Ausbrüchen und stillen, meditativen Momenten. Ihre Musik ist ein Erlebnis, das sich nicht in einzelne Genres pressen lässt, sondern als ganzheitliche Klangreise verstanden werden will. Diese Haltung spiegelt sich auch in ihrem Auftritt beim Radar Festival 2024 wider – einem audiovisuellen Großereignis, das in Manchester, England stattfand und mit höchstem Produktionsaufwand umgesetzt und aufgezeichnet wurde. Der Konzertfilm „Radar“ erscheint in verschiedenen Editionen, wobei der visuelle Mitschnitt und die vollständige Audio-Aufnahme das Herzstück bilden. Was hier geboten wird, ist mehr als ein Konzert: Es ist ein immersives Erlebnis, das die Grenzen zwischen Performance, Ritual und Kunstinstallation verschwimmen lässt. Besonders hervorzuheben ist die Zusammenarbeit mit Choir Noir, unter der Leitung von Kat Marsh, die schon an „War Of Being“ mitwirkte. Die Integration des Chors verleiht der Live-Performance eine zusätzliche emotionale Dimension und hebt die ohnehin schon intensive Atmosphäre auf ein neues Level. Die Songs gewinnen an Tiefe, an Dramatik und an kollektiver Kraft. Zwar lassen sich TESSERACT grob zwischen Post-Rock, Prog-Metal und Djent verorten, doch unter dem Eindruck der ganzheitlichen Produktion verliert jede Genre-Schublade ihre Bedeutung. Was zählt, sind der Moment, die unmittelbare Wirkung, die emotionale Resonanz und die künstlerische Vision. Und all das entfaltet sich in den rund 90 Minuten von „Radar“ mit einer Wucht, die sprachlos macht. Die briten performen ihre wichtigsten Referenz-Tracks mit einer Souveränität, die ihresgleichen sucht. Jeder Song ist ein Kapitel, jeder Übergang ein dramaturgischer Schnitt, jeder Ton ein Teil eines größeren Ganzen. Wer dieses Live-Zeugnis sieht oder hört, wird mitgerissen, berührt und inspiriert. An diesem Live-Manifest werden sich Konzertfilme und -alben künftig messen lassen müssen. TESSERACT setzen damit einen neuen Maßstab für audiovisuelle Live-Kunst im Progressive-Rock-Metal-Kosmos.
(Kscope)
