Bei THE ACACIA STRAIN ist alles möglich. Die Fans der US-Kombo um Frontmann Vincent Bennett wissen das. Mal erscheinen neue Releases ohne vorherige Ankündigung. Mal gibt es innerhalb kurzer Zeit eine Reihe von Digital-Singles oder 7Inches, die später als zusammengehöriges Album zweitverwertet werden. 2023 wiederum erscheinen zwei Longplayer an einem Tag. Die Cover-Artworks von „Step Into The Light“ und „Failure Will Follow“ verdeutlichen, dass ein Bezug zwischen beiden Platten besteht. Das Umfeld von Zerstörung, rücksichtslosem Kreislauf des Lebens beziehungsweise Überleben des Stärkeren ist durch die Bilder gesetzt. „Step Into The Light“ stellt eher auf den für THE ACACIA STRAIN typischen Deathcore-meets-Beatdown-Sound ab und ist primitiv direkt rabiat angelegt. „Failure Will Follow“ stellt stärker in Richtung der Sludge-Auswüchse und weniger Tempo-bezogener Bedrohungslagen ab. Beide Platte klingen dabei ausweglos, heftig und roh. Es ist wahrscheinlich, dass das Material in einer Schreibphase entstanden ist. Um keinen der durchweg hörenswerten Songs zu verschwenden, haben sich die fünf Musiker zur Veröffentlichung zweier Alben entschieden und die Stücke anhand ihrer musikalischen Stoßrichtung zugeordnet. Im direkten Vergleich gibt das Hören von „Step Into The Light“ im ersten Moment mehr, was die Steigerung der eigenen Unruhe und Anstachelung des Aktivitätsdrangs anbelangt. Das liegt an der kompromisslosen Deathcore-Anlage der Platte und den brachialen Kontrasten. „Failure Will Follow“ ist aber auch nicht zu unterschätzen. Es dauert nur etwas länger, sich hineinzuhören. Die Wirkung ist hier eher hinterrücks, steigert sich im Zeitverlauf jedoch zusehends. Gäbe es das parallel erscheinende elfte Album nicht, würde man den zwölften Longplayer von THE ACACIA STRAIN ebenfalls von Beginn an abfeiern. Es ist Wahnsinn, wie rücksichtslos die Gruppe seit mehr als zwei Dekaden durchzieht und ihre Relevanz im Deathcore-Segment ein ums andere Mal bestätigt. Als Gäste wirken dieses Mal Dylan Walker (Full Of Hell), Ethan McCarthy (Primitive Man), Jacob Lilly (Chamber) und Josef Alfonso (Sunami) mit.
(Rise/BMG/Warner)