Mit ihrem sechsten Studioalbum „X’s For Eyes“ beweisen THE RED JUMPSUIT APPARATUS einmal mehr, warum sie seit Jahren zu den prägenden Stimmen der alternativen Rock-Szene zählen. Die Band au Florida bleibt ihrem Stil treu: kraftvolle Refrains, eingängige Melodien und eine Mischung aus Pop-Punk, Alternative Rock und Post-Hardcore, die sowohl emotional berührt als auch mitreißt.
Frontmann Ronnie Winter erklärt zum Thema der neuen Platte: „Wir waren schon immer Aktivisten und haben schon 2006 mit ‚Face Down‘ ein Zeichen gegen häusliche Gewalt gesetzt. Jetzt, fast zwei Jahrzehnte später, erweitern wir diesen Rahmen und sprechen auch Rassismus, Homophobie und soziale Gerechtigkeit an. Wir greifen alles auf, was wir für wichtig erachten, damit unsere Fans wissen, dass wir dahinterstehen. Und das haben wir geschafft.“ Das beginnt bereits beim Titelsong, der gesellschaftliche Unruhen und persönliches Erwachen thematisiert. Ronnie formuliert die zentrale Botschaft eindringlich: „Es gleitet uns aus den Händen, weil wir es zulassen. Ich tue, was ich kann, indem ich Songs schreibe, Videos veröffentliche und auf Tour darüber spreche. Aber was tust du? Das ist die Frage, die wir stellen.“ Neben neuen Songs enthält das Album auch Tracks aus den frühen Demo-Tagen der Band. Ronnie dazu: „Ich bin 42 und möchte sie immer noch richtig gut singen können. Diese Vocals habe ich geschrieben, als ich jung war. Also ist es jetzt oder nie. Wir haben niemandem erzählt, was wir vorhaben. Jetzt spielen wir die Songs so, wie ich sie ursprünglich geschrieben habe – unbearbeitet und ungeschnitten.“
Visuell setzt „X’s For Eyes“ ebenfalls starke Akzente. Die Figuren X-Boy und X-Girl stehen symbolisch für die gesellschaftliche Perspektive der Band: „Sie sind unsere Sicht auf die Gesellschaft, bevor wir hoffentlich durch sie hindurchgleiten und ihr die Augen öffnen.“ THE RED JUMPSUIT APPARATUS liefern nicht nur ein Album ab, sondern ein Statement – einen musikalischen Appell für Empathie, Gerechtigkeit und Authentizität. Die Texte balancieren zwischen Verletzlichkeit und Intensität. Ronnie beschreibt seinen Ansatz schlicht: „Beim Schreiben strebe ich nach Ausgewogenheit, aber ich lasse mich einfach von der Quelle leiten.“ Besonders wichtig ist ihm die Verbindung zu Fans, die mit psychischen Herausforderungen kämpfen: „Ich sehe meine Rolle als Bruder oder Schwester und als Gleichgestellter, denn ich selbst bin bereits durch jede Form von Depression gegangen und immer noch am Leben und glücklich. Deshalb werde ich alles tun, um zu helfen. Alles.“ Der Musiker pflegt einen direkten persönlichen Draht zu den Fans: „Ich rede einfach mit ihnen und streame online. Früher auf Twitch, jetzt auf TikTok. Ich nutze Discord, Randy, mein Bruder und unser Gitarrist, nutzt Facebook. Wir reden einfach die ganze Zeit mit ihnen, sieben Tage die Woche, und kommunizieren mit ihnen, als würden wir uns kennen.“
Diese enge Verbindung zu den Fans zeigt sich auch in der Reaktion auf die sogenannten „Lost Songs“, die nun endlich ihren Weg auf ein offizielles Album gefunden haben. Der Sänger beschreibt die Stimmung: „Viele unserer Fans sind begeistert, aber viele wissen gar nichts von den „Lost Songs“ und haben keine Ahnung. Aber sie lieben die Tatsache, dass wir mit „X’s For Eyes“ ein neues Album herausbringen. Für sie sind das geheime Garagen-Demos, die schon ewig online sind. Endlich können sie etwas hören, in das ein bisschen Zeit investiert wurde. Der gleiche Song, der gleiche Sänger.“ Mit Blick auf zwei Jahrzehnte Bandgeschichte beschreibt Ronnie die Entwicklung des Songwritings als bewusst rückwärtsgewandt: „Ich versuche immer, zurückzugehen. Wir experimentieren ein bisschen, lassen andere Band-Mitglieder stärker mitwirken, aber wenn ich speziell für THE RED JUMPSUIT APPARATUS schreibe, mache ich es meistens wie am Anfang.“
Die Wiedervereinigung mit dem ursprünglichen Kreativ-Team war für den Frontmann ein emotionaler Moment: „Unser Debüt „Don’t You Fake It“ ist für mich immer noch ein wertvolles Album. Es hat sogar an Bedeutung nur gewonnen. Das Team wieder zusammenzubringen, fühlt sich richtig und großartig an.“ Ein entscheidender Einfluss auf den Sound von „X’s For Eyes“ war zudem Matt Squire (PANIC! AT THE DISCO, TAKING BACK SUNDAY, SAOSIN, SIMPLE PLAN, THE USED): „Er war immer mein Traum-Produzent: Der Pate des Emo – und das sind wir auch. Er hat mich meine ganze Karriere lang beeinflusst. Dies ist das erste Mal, dass wir einfach loslegen konnten.“
Photo Credit: Better Noise Music