Was die Kalifornier auf ihrem elften Longplayer treiben, ist bemerkenswert stark und bewegend. THRICE waren schon immer gut und haben die Transformation vom früheren Post-Hardcore hin zum Alternative-Rock mit Elektro-Kante bravourös gemeistert. Seit die vier Musiker aus ihrer zwischenzeitlichen Pause zurückgekehrt sind, scheinen sie kreativ nochmals zugelegt zu haben und mit einem ungleich ausgeprägteren Selbstverständnis unterwegs zu sein. Dass mit „Horizons/East“ eine Eigenproduktion der Band erscheint, passt ins Bild. THRICE wissen schließlich am besten, welche Vision sie umzusetzen suchen und wie sie das bestmöglich bewerkstelligen. Verkürzt ist von einem hinterfragenden beziehungsweise suchenden Ansatz zu sprechen. Die Corona-Pandemie hat viele Gewissheiten und Selbstverständlichkeiten über den Haufen geworfen und die Menschheit vor Herausforderungen gestellt, die es zuvor noch nicht zu bewältigen gab. THRICE haben den unverhofften Freiraum infolge des Stillstands des öffentlichen Lebens genutzt, um sich eingehend mit existenziellen Gedanken und ihrem Rock-Sound zu beschäftigen. „Horizons/East“ zeugt nun davon, dass die Musiker ergebnisoffen gearbeitet und nichts als gegeben angesehen haben. Die Songs sind partiell als experimentell und verkopft zu charakterisieren, auch wenn Nachvollziehbarkeit und Eingängigkeitswert abermals ausgeprägt sind. Die satten Rock-Parts passen ebenso gut zu THRICE wie es die düster-flächigen Momente mit elektronischer Anreicherung tun. Die Reibeisen-Stimme von Dustin Kensrue garantiert zudem immer wieder für Gänsehaut.
(Epitaph)