TURIN

Die Briten präsentieren sich auf „The Unforgiving Reality In Nothing“ unerbittlich und effektvoll. TURIN treten mit einem Extrem-Sound zwischen Deathcore und Blackened-Death Metal an. Das Albums des Quintetts punktet sowohl mit kompositorischem Fokus als auch seinem apokalyptischen Charakter.

„Wir achten stets darauf geachtet, dass wir denselben Song nicht zweimal schreiben“, erklärt Gitarrist Hayden. „Zusätzlich lassen wir uns von vielen unterschiedlichen Stilen, Stimmungen und Orten beeinflussen, während wir ein gemeinsames Thema beibehalten, von dem wir glauben, dass es unseren Sound ausmacht.“ An der Verortung der einst als This Is TURIN gestarteten Gruppe im Deathcore hat der Musiker grundsätzlich nichts auszusetzen: „Inzwischen denke ich, dass Deathcore als Genre-Bezeichnung ein Oberbegriff mit vielen Subgenres darunter ist“, gibt Hayden zu bedenken. „Innerhalb des Genres gibt es so viele verschiedene Stile, mit vielen verschiedenen Ebenen von Technik, Härte und Atmosphäre, dass Deathcore als Begriff nicht mehr so sehr in eine Schublade passt, wie es früher der Fall war. Man vergleiche zum Beispiel Lorna Shore mit Fit For An Autopsy. Ihr Sound ist völlig anders, aber sie fallen unter dieses Label. Manche Leute würden uns vielleicht nicht als Deathcore bezeichnen, aber wir sind auf jeden Fall davon beeinflusst und haben kein Problem damit, als solcher bezeichnet zu werden.“

Wie es künftig aussehen wird, bleibt dabei abzuwarten: „Ich möchte unseren Sound mit jeder Veröffentlichung weiterentwickeln, aber er muss dennoch nach uns klingen“, so der Gitarrist. „Manchmal sieht man zwischen den Veröffentlichungen einer Band einen so großen Stilwechsel, dass es sich fast schon ein anderes Projekt handeln könnte. Wir möchten die Hörer nicht polarisieren, indem wir die Genres komplett wechseln, aber es ist gut, zu experimentieren.“ Die Briten schätzen die Herausforderung – sowohl im kompositorischen als auch im spielerischen Bereich. Für Hayden ist es durchaus vorstellbar, noch komplexer und technischer in Erscheinung zu treten: „Ich bin ein großer Fan von all diesen Dingen“, gibt der Gitarrist zu. „Solange es gut gemacht ist, spricht nichts dagegen, Grenzen zu überschreiten. Musik sollte aber einprägsam sein! Was TURIN angeht, so sind wir sicherlich nicht die komplexeste Band, aber wir konzentrieren uns dafür auf das große Ganze und den Song als solches – wie er klingt und sich anfühlt. Manchmal kann Komplexität unzusammenhängend klingen und vom eigentlichen Song ablenken.“

Dem Grunde nach ist bei den Briten aber alles erlaubt. „The Unforgiving Reality In Nothing“ stellt das schonungslos heraus: „Die einzigen Grenzen, die wir uns selbst setzen, sind die, wie die Songs in sich selbst und als Teil eines Albums oder eines Live-Sets fließen“, ordnet Hayden ein. „Wir verfolgen den Anspruch, dass die Arrangements zusammenhängend sein müssen. Für mich persönlich besteht eine Einschränkung manchmal noch darin, dass ich nicht genau das wiedergeben kann, was ich in meinem Kopf höre, während ich schreibe oder Teile arrangiere. Entweder, weil ich es musikalisch nicht wiedergeben kann oder nicht die Ressourcen habe, es zu reproduzieren.“ Die kreativen Möglichkeiten seiner Gruppe schätzt der Musiker auch daneben realistisch ein: „Je weiter die Band voranschritt, desto mehr geht es darum, den grundlegenden Sound von TURIN und unseren Stil beizubehalten und gleichzeitig ehrlich zu mir selbst zu sein bezüglich dem, was ich gerne spiele und höre. Eines hat sich jedoch nie geändert: Es ist immer ungemein befriedigend, einen Song fertig zu stellen, ihn in seiner fertigen Form abzuspielen und ein Gefühl der Aufregung und der Vollendung zu spüren.“ Auf der neuen Platte fallen die direkte Dringlichkeit, aber auch das Mehr an Groove und Atmosphäre auf:

„Das war größtenteils absichtlich“, bestätigt Hayden. „Unser erstes Album „Cercis“ war in seinen Arrangements noch chaotischer. Während wir gewachsen sind, haben wir ein größeres Verständnis dafür entwickelt, was einen großartigen Song ausmacht. Für uns ist inzwischen auch wichtig, wie einprägsam die Stücke sind. Das war nicht immer so. Wir verfügen über eine umfangreiche Sammlung an Demos, die absolut lächerlich sind. Einige davon sind unspielbar. Andere sind einfach nicht gut. Und einige sind Songs, die nicht zueinander passen. Mit der Zeit haben wir erkannt, dass es besser ist, lieber wenige Stücke wirklich großartig und einprägsam anzulegen, als einfach nur eine Menge verrückter Ideen in möglichst kurze Zeit zu packen.“ Ebenfalls auffällig sind die Texte, die sich überwiegend mit inneren Dämonen und dem Menschsein ganz allgemein befassen:

„Wir wollen Emotionen hervorrufen und dass die Musik ein Bild in deinem Kopf erzeugt“, greift der Gitarrist den Gedanken auf. „Die Texte sollen nachvollziehbar sein, vielleicht auch tröstlich, in jedem Fall aber immer real. Viele Texte auf diesem Album beziehen sich auf sehr menschliche Dinge. Das sind nicht unbedingt erbauliche Themen. Musikalisch nähren wir uns von diesen Gefühlen, was einen dunklen, launischen Ton erzeugt. Wir alle kennen schlechte Tage und nutzen die Musik, um unsere Gefühle loszuwerden.“

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