„Being Here“ ist der Nachfolger des 2020 erschienenen Albums „Monoliths“ – und markiert für TURTLE SKULL einen ebenso konsequenten wie mutigen nächsten Schritt. Die australische Band präsentiert sich auf diesem Werk mit verändertem Line-up: Neu hinzugekommen ist Ally Gradon, die mit Synthesizern und Keyboards das Klangspektrum der Formation erweitert und frische Akzente setzt. Obwohl TURTLE SKULL ihrem ureigenen Stil – einem betörenden Mix aus Psych, Doom und Pop – treu bleiben, spiegelt „Being Here“ eine neue Präsenz und Erdung wider. Der Titel ist Programm: Dieses Album ist nicht bloß ein musikalischer Fluss in andere Sphären, sondern vor allem ein Bekenntnis zum Jetzt. Die Songs verankern sich thematisch in der Gegenwart, reflektieren gesellschaftliche Brüche und emotionale Innenwelten – mal poetisch, mal eindringlich direkt. Aufgenommen wurde das Album live im Studio – ein bewusster Schritt, der dem Material einen wunderbar organischen, rohen und warmen Klang verleiht. Die acht Stücke wirken wie aus einem Guss: reduziert in der Nachbearbeitung, dafür umso reicher an Tiefe, Textur und Authentizität. Die repetitiven Strukturen der Songs erzeugen eine tranceartige Sogwirkung, unterstützt von freien, oft mehrstimmig arrangierten Gesangslinien, die sich über das wabernde Klangfundament legen wie schwebende Nebelschleier. Doch TURTLE SKULL ruhen sich keineswegs auf der träumerischen Seite ihres Sounds aus. Immer wieder durchbrechen fuzzige Drones, druckvolle Gitarrenwände und überraschende Dynamikwechsel die sanfte Oberfläche – und erinnern eindrucksvoll daran, dass diese Band auch die harte, laute Klangsprache beherrscht. „Being Here“ verlangt Aufmerksamkeit, belohnt aber mit einer musikalischen Erfahrung, die Eindruck schindet nachwirkt. TURTLE SKULL legen hiermit ein Album vor, das zugleich entschleunigt und entfesselt, und das zeigt, wie kraftvoll und relevant Psych-Doom-Pop auch heute noch klingen kann.
(Art As Catharsis/Copper Feast)