Der rohe, ungehobelte Ansatz der Dänen entspinnt sich zwischen Alternative-Rock, Noise, Punk und Grunge. TWIN DIVE halten die Dinge tendenziell einfach, entwickeln aber dennoch Songs, die regelmäßig die Schallmauer von vier Minuten Spielzeit und mehr sprengen. Repetitive Passagen und suchendes Schwelgen gehören ganz selbstverständlich zum Ansatz der seit 2018 bestehenden Gruppe aus Aarhus. Den Beteiligten ist ihre Musik die oft zitierte Katharsis. Entsprechend emotional gefärbt, ungeschönt und mitunter widersprüchlich geht es zu. Interessant ist, dass die elf Tracks von „Lavish Material“ dennoch schroff eingängig anmuten. TWIN DIVE geben zumindest auf einem abstrakten Wirkungslevel klasse Hooklines in den Mix. Die Dänen stellen daneben hauptsächlich auf die Dichte und Intensität ihres Materials ab. Das klappt trotz der reduzierten Input-Gabe und des überwiegend zurückhaltenden Tempos. Treibend und ungehobelt schnell geht es nur selten zu. Das Debüt der Gruppe wirkt hinterrücks und nicht offensichtlich – vielmehr zermartert es seine Hörerschaft beständig. Als vordergründig aggressiv oder stimmungsseitig destruktiv fällt „Lavish Material“ viel zu selten auf, denn dafür ist die Platte trotz ihres rohen LoFi-Sounds zu zugänglich. Das für zu einer gefährlichen Mixtur und spannenden Songs, deren unheilvolle Wirkung man erst viel zu spät erkennt.
(Eigenrelease/twindive.com)