VINTERSEA – Woven Into Ashes

Die fünfköpfige Gruppe aus Portland legt ihr drittes Album vor. Rekapituliert man die Entwicklung der US-Band angefangen beim 2017er „The Gravity Of Fall“ über „Illuminated“ von 2019 bis hin zu „Woven Into Ashes“, kann man nur den Hut ziehen und kommt man aus dem Stauen nicht mehr heraus. VINTERSEA haben vom Start weg ihr eigenes Ding durchgezogen und setzen auf einen Stil-Mix, den man erst einmal verdauen und verstehen muss. Dass man es mit etwas Besonderem zu tun hat, war schon immer klar. Frontfrau Avienne & Co. inszenieren ihren fordernden, komplexen Ansatz auf dem Drittwerk nun so ausbalanciert und songorientiert, dass er endlich auch für eine breitere Hörerschaft verdaulich scheint. Was das Quintett genau treibt und stilistisch zusammenbringt – unter anderem Elemente aus den Bereichen Progressive-, Black-, Death- und Post-Metal – ist dabei von nachrangiger Bedeutung. Wichtiger ist der Verweis darauf, dass VINTERSEA einen spannenden, vielschichtigen Metal-Sound erschaffen und die Kompositionen sowohl auf mutigen Spannungsbögen, technischer Finesse als auch beeindruckender Kontraste basieren. Das Stimmvolumen der aus Malaysia stammenden Avienne zwischen schönstem Singen und extremer Growls sticht ebenso heraus wie das spielerische Vermögen der übrigen Band, die immer wieder fricklige Komplexität und schiere Brutalität bemüht, aber auch tolle, breit auslaufende Atmosphären erschafft. Die Entwicklung von „Woven Into Ashes“ unterliegt einem beständigen Neu- oder Umdeutungsprozess, wobei die aufgeschlossene Experimentier- und Spielfreude den roten Faden bildet. Die größte Leistung besteht wohl aber darin, dass es VINTERSEA obendrein gelingt, songdienlich und nachvollziehbar aufzuspielen. Das Quintett aus Oregon ist ein heißer (Geheim-)Tipp – mehr denn je!

(M-Theory)