Das Spiel von VOLTRON ist auffällig. Sobald „The Slow Dying Of Light“ läuft, hört und spürt man, was das Berliner Quartett mit dem Eigenlabel „Doomcore-Blutgrätsche“ meint. Die Band ist auf das Wesentliche reduziert, entfaltet aber dennoch maximale Unheilsschwere.
„VOLTRON is Victory – auf jeder Ebene“, erklärt Gitarrist und Sänger Mars. „Wir pendeln immer zwischen hochverdientem Größenwahn und subversivem Augenzwinkern. Natürlich machen wir die beste, schwerste, grandioseste Musik, die man machen kann, sonst würden wir ja andere machen. Gleichzeitig können wir sehr gut über uns selbst lachen. Bands, die das nicht können, mögen wir nicht so. Lange Jahre hatten unsere Songs lustige Titel wie ,Pitti Platsch Anoraknarök‘ oder ,Große Bohrung des Essigs‘, bis es in Reviews immer hieß: „Ah, da kommt die Band mit den lustigen Songtiteln wieder.“ Dann haben wir es gelassen. Der rote Faden liegt in unserer Einstellung zu dem Ganzen. Dass fast sämtliche Grafik durch mich entsteht, von der Website bis zu den Covern, spielt sicher auch eine Rolle. Ebenso wie die Tatsache, dass wir DIY sind – auch wenn uns das sicher oft beschränkt.“
Angesichts der langen Karriere der Berliner ist das kaum zu glauben. „Es gibt uns ja schon seit 24 Jahren, da sind wir inzwischen unsere eigene Tradition“, stimmt Mars zu. „Interessiert daran, wie X oder Y zu klingen, waren wir nie. Das wäre uns zu langweilig und auch nicht Sinn und Zweck des Musikmachens. Dennoch gibt es natürlich Bands, die mal wichtig waren und noch sind: Die Melvins vermutlich, alte Post-Metal-Sachen wie Isis oder Neurosis vielleicht, oder die deutsche Band ULMe.“ All das und noch mehr ist in den Songs zu spüren, die häufig bewusst minimalistisch aufgesetzt sind und gerne repetitiv verstärkt ausgeführt werden – bis dann die dunkle Heaviness unvermittelt über einem zusammenbricht. „Heavy Metal heißt HEAVY Metal und nicht Fast-Metal oder Hüpfe-Metal“, entgegnet der Frontmann. „Schwer muss es sein, Druck muss es haben, Spannung aufbauen und nicht abbauen – und zwischen die Beine fahren, wie eine Blutgrätsche. Da hilft es sehr, wenn das Riff hier und da eine völlig andere Wendung nimmt als erwartet – sodass auch der Kopf der Hörenden beschäftigt wird.“
Exakt darauf stellen VOLTRON Mars zufolge ab. „Wir versuchen, immer ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Kopfnickerei und Kopffickerei zu behalten. Live überwiegt dann eher das Erstere – die Leute sind ordentlich bewegt worden, aber eben nicht auf die stumpfste Weise. Da sind wir inzwischen recht routiniert darin, instinktiv zu spüren: Moment, das läuft jetzt zu sehr in diese oder jene Richtung, da müssen wir gegensteuern. Was nicht heißt, dass das manchmal eine ziemliche Tüftelei ist – das richtige Maß an Gegensteuerung und Loslassen zu finden. Denn am Ende soll es ja trotz aller unter der Haube versteckten Komplexität in die eine oder andere Richtung walzen. Bei aller Routine ist es dann doch manchmal ein Hin und Her, ein Neuarrangieren und wieder Zurück. That’s the fun of it.“ VOLTRON präsentieren sich auf „The Slow Dying Of Light“ dabei straffer und dichter als zuletzt.
„Die letzte Platte Kollapsar war vertrackter, was sich für uns hinterher so anfühlte, als ob wir wieder etwas mehr Energie nach vorne bringen müssten“, erklärt der Frontmann. „Ich würde gerne sagen: Inzwischen wissen wir besser, was für uns funktioniert, und sind schneller in dem, was wir tun. Aber eigentlich ringen wir immer noch genauso, wenn nicht sogar mehr. Es geht immer darum, jedes Lied so perfekt wie möglich zu machen – auch wenn das mal ein Jahr dauert, bis der richtige Einfall das fehlende Puzzleteil bringt.“