Mit ihrem Debüt „Pure Light“ entwirft die Band WILTWITHER aus Columbia, South Carolina eine dystopische Klanglandschaft, die sich wie ein Psychothriller entfaltet. Inspiriert von Serien wie „Mr. Robot“, „Severance“ und „Prisoners“ entwickelt das Quintett eine düstere Vision staatlicher Kontrolle durch bewusstseinsverändernde Substanzen und manipulierte Beziehungen. Musikalisch
bewegt sich das Album kompromisslos zwischen Noise-, Mathcore- und NuMetalCore, durchzogen von stilistischen Brüchen, die Jazz, Shoegaze, R&B und Hip Hop einbeziehen.
Die zwölf Tracks des Albums sind keine bloßen Songs, sondern psychologische Experimente, die den Hörer in eine Welt aus Kontrollverlust und emotionaler Zerrüttung ziehen. „Pure Light“ ist eine radikale Reflexion über die Zerbrechlichkeit des Menschseins in einer entmenschlichten Welt. Diese immersive Erzählstruktur war von Anfang an Teil des Konzepts, wie Frontmann Nick erklärt: „Ich habe mich schon immer von Bands und Künstlern inspirieren lassen, die in ihren Werken eine Erzählung kultivieren – wie Twenty One Pilots mit der „Trench“-Saga, Queensryche mit „Operation: Mindcrime“ oder Periphery mit den „Juggernaut“-EPs. Auch verschiedene Film- und Fernsehproduktionen wie „Severance“ und „Get Out“ waren grundlegend für unsere Herangehensweise. Mit „Pure Light“ heben wir diese Idee auf eine neue Ebene und lassen den
Hörer sowohl in die Geschichte als auch in die Musik eintauchen.“ Die Radikalität des Werks ist demnach kein Zufall:
„Klanglich habe ich versucht, die Konzepte der Hypnose nachzuahmen, die ich aus dem Studium dieser Regierungsexperimente gelernt habe“, beschreibt Schlagzeuger Tyler seinen Ansatz. „Es geht um Experimente, bei denen man an einen immer größer werdenden, aber dennoch erkennbaren Ort der Verletzlichkeit zurückkehrt und in sich selbst schaut.“ Auch das visuelle Storytelling spielte eine zentrale Rolle im kreativen Prozess: „Die Art und Weise, wie Filme und Serien einen fesseln, emotional bewegen und auf eine Reise mitnehmen können, ist etwas Besonderes und ich versuche immer, das in allem, was ich tue, umzusetzen“, so der Schlagzeuger. Die genreübergreifende Klangsprache von „Pure Light“ ist dabei kein kalkulierter Stilbruch, sondern Ausdruck persönlicher Erfahrungen: „Unsere einzige Leitlinie war, den musikalischen Hintergrund zu akzeptieren, mit dem wir aufgewachsen sind, und die Emotionen der Songs zu verfolgen“, fasst es Tyler zusammen. „Jede Textur, jeder Klang stammt aus verschiedenen Musikwelten. Es ist eine Sprache, um das auszudrücken, was Worte
manchmal nicht aussprechen können. Trauer klingt mitunter wie eine wahnsinnige Verzerrung, Vergebung manchmal wie ein jazziger Jordan Rakei oder Richard Spaven.“
Besonders die Überleitungen zwischen den Songs wirken wie Portale in andere Dimensionen. Für den Musiker sind sie essenziell: „Die Zwischenspiele sind der Rückkehrpunkt, der Home-Button für deine Reise auf diesem Album“, äußert der Schlagzeuger. „Sie geben dem Album einen Herzschlag und damit einen festen Mittelpunkt, wenn die Dinge verrückt werden.“ Die Tiefe des Debüts speist sich aus persönlichen und kollektiven Erfahrungen. Frontmann Nick benennt den Schreibprozess als bewusst vielstimmig: „In der frühen Phase des Songwritings habe ich jedes Band-Mitglied gefragt, worüber ich aus seiner Sicht schreiben soll. Ich wollte über das Gute, das Schlechte und das Hässliche im Leben schreiben und so viele Erfahrungen wie möglich einbeziehen.“ Der Titel steht dabei im Kontrast zur düsteren Atmosphäre und eröffnet eine neue Perspektive. Nick sagt: „Für mich symbolisiert „Pure Light“ die echte Verbindung zu anderen – sei es auf technologischer oder zwischenmenschlicher Ebene, sogar bei Meinungsverschiedenheiten. Es ist eine echte Beziehung
zwischen Menschen, die im Album durch die telepathische Projektion zwischen den Charakteren symbolisiert wird.“
Auch die Zusammenarbeit mit externen Stimmen war Teil des kreativen Prozesses, der zum Album führte: „Bei der Auswahl unserer Kollaborationspartner waren wir sehr wählerisch und haben unsere engsten Freunde und Familienmitglieder mit ins Boot geholt“, betont der Frontmann. „Das Album wurde von uns als Band selbst produziert, und letztlich haben wir uns bei der Gestaltung der fertigen Version nur aufeinander verlassen.“ In Zeiten psychischer Unruhe sieht WILTWITHER Musik als Mittel der Katharsis. Nick formuliert es so: „Musik war schon immer ein Mittel zum Ausdruck, zur Reflexion und zur Katharsis. Schmerz und Angst sind universelle Erfahrungen, und manchmal ist es nur möglich, diese Gefühle zu
verstehen, wenn man sich ihnen hingibt.“ Das Quintett aus Columbia versteht sich nicht nur als musikalisches Projekt, sondern als emotionale Gemeinschaft:
„WILTWITHER ist eine Heavy-Band, die sich darauf konzentriert, Menschen mit sehr wütender Musik zu lieben“, sagt der Sänger. „Musik ist das Medium, aber unsere wahre Botschaft ist Liebe und Gemeinschaft.“ Diese Haltung ist Nick zufolge Teil der Philosophie der Gruppe: „Wir glauben an die Gleichheit aller Menschen und scheuen uns nicht, kontroverse Reaktionen auf diese Idee in Kauf zu nehmen. Wir leben in einer Welt, in der es verpönt ist, Liebe und Akzeptanz zu zeigen, aber wir werden dies weiterhin tun, solange wir leben.“
