Der erste Longplayer von WILTWITHER reduziert sich inhaltlich im Kern auf eine düstere Vision staatlicher Kontrolle durch bewusstseinsverändernde Substanzen und die gezielte Manipulation zwischenmenschlicher Beziehungen. Die Band aus Columbia, South Carolina hat sich während des Songwriting-Prozesses von Serien wie „Mr. Robot“, „Severance“ und „Prisoners“ inspirieren lassen und daraus eine futuristisch-dystopische Gesellschaftsstudie entwickelt, die sich sowohl in der erzählerischen Struktur als auch in der klanglichen Gestaltung des Albums widerspiegelt. Der Plot um das Missbrauchspotenzial der Droge „Pure Light“ ist ebenso radikal wie die musikalische Umsetzung: WILTWITHER erschaffen ein klangliches Szenario, das sich durch eine kompromisslose Mischung aus Noise-, Mathcore- und NuMetalCore-Elementen auszeichnet. Dabei bleibt es nicht bei genretypischer Härte. Vielmehr experimentiert das Quintett mit stilistischen Brüchen und Anti-Sounds, die Jazz, Shoegaze, R&B und Hip-Hop einbeziehen, ohne die bedrohliche Grundstimmung jemals aufzuhellen. Das zwölf Tracks umfassende Debüt-Album knüpft konsequent an die bisherigen Veröffentlichungen – die EPs „The House I Lived and Died In“ (2023) und „The Yellow Wallpaper“ (2024) – an. Was dort bereits angedeutet wurde, wird hier zur radikalen Konsequenz geführt. WILTWITHER gehen nicht nur an die Schmerzgrenze, sie überschreiten sie bewusst und finden auf diese Weise zu kompromisslosen, teils abstoßenden Kompositionen, deren negative Aufladung verstört und innere Unruhe erzeugt. Die Songs sind eher psychologische Experimente, die den Hörer in eine Welt voller Kontrollverlust, emotionaler Zerrüttung und existenzieller Beklemmung ziehen, als Musik im herkömmlichen Verständnis. Dabei verweigert die Band einfache Antworten und setzt stattdessen auf eine narrative Struktur, die Fragen stellt, verstört und lange nach dem letzten Ton nachhallt. „Pure Light“ ist ein Album über die Zerbrechlichkeit des Menschseins in einer zunehmend entmenschlichten Welt.
(3DOT)
