Orob – Aube Noir

Man nenne mich voreingenommen, aber wann immer ich die Gelegenheit habe französischen Black Metal zu reviewen, erwarte ich nichts anderes als Großes. Das mag unter anderem daran liegen, dass ich großer Fan von Bands wie Blut Aus Nord und Deathspell Omega bin, die meines Erachtens nach das Niveau des progressiven Black Metal auf ganz andere Ebenen gehoben haben. So erwarte ich nun auch nichts anderes von den Landsmännern OROB, die hier als Duo ein Album vorlegen, das immerhin bereits 2014 komponiert und 2017 aufgenommen wurde. Warum die späte Veröffentlichung? Wir wissen es nicht. Was darf man von der schwarzen Dämmerung (so der Albumtitel in der deutschen Übersetzung) nun erwarten? Wer schroffe, vollständig dissonante Klänge in der Art von Deathspell Omega erwartet, oder aber verschrobene Sounds wie zuletzt bei Blut Aus Nord, sieht sich enttäuscht. OROB legen ihren progressiven, mithin also eher als stiloffen zu bezeichnenden Black Metal weniger verschlossen an, agieren hier in andere Richtungen offen. Statt auf schiere Brutalität zu setzen, fühle ich mich ob der dargebotenen Songs eher an eine Band wie Voices erinnert. Hier mischen sich Klargesang mit finsteren Growls, Verzweiflung und pechschwarzer Nihilismus mit tendentiell melancholischen Einsprengseln. Opeth meets Voices meets späte Emperor. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob ich „Aube Noir“ in die Sparte „Black Metal“ einsortieren würde. Aber, das spielt eigentlich auch keinerlei größere Rolle. Hat man sich einmal an die auf den ersten Blick (lies: Hörchdurchgang) sperrig wirkenden Songstrukturen gewöhnt, offenbart sich ein musikalisches Bild, das von Farbuancen nur so strotzt. Monotone Melodien, die von zarten Keyboardteppichen begleitet werden, harte Blastbeats, die von schleppenden Parts abgelöst werden. Ungeachtet der insgesamt vorherrschenden Finsterstimmung, bietet „Aube Noir“ eine „bunte“ Palette an Grautönen. Für ein Album, das immerhin knappe acht Jahre auf dem Buckel hat, klingt nichts angestaubt oder gar retro. Immer wieder überraschen OROB mit geradezu süffigen Details, weit ausufernden Spannungsbögen. So bleibt der Hörer am Ball und erfreut sich darüber hinaus eines immensen Unterhaltungswerts.

(Eigenproduktion)