Spricht man über das kalifornische Quintett MT. JOY, fallen oft Begriffe wie Folk- oder Indie-Pop. Doch wer genauer hinhört und den Blick etwas weiter schweifen lässt, erkennt schnell: Diese Band lässt sich ebenso stimmig dem Americana-Kosmos zuordnen. Ihr musikalisches Vokabular ist reich und nuancenreich – es umfasst Alt-Country ebenso wie Folk, Blues, Soul und klassischen Rock. Dabei fügen sich diese Elemente nie plakativ aneinander, sondern verschmelzen zu einem eigenen Klangbild, das zugleich zeitlos und gegenwärtig wirkt. Im Zentrum steht stets die emotionale Aufrichtigkeit: MT. JOY erzählen in ihren Songs von echten Gefühlen, greifbaren Erfahrungen und einem gelebten Leben. Und das tun sie so einfühlsam wie eindringlich, dass man sich in den Songs ihres vierten Studioalbums „Hope We Have Fun“ mühelos wiederfindet – sei es in Momenten der Zerrissenheit, in stillen Sehnsüchten oder in hell leuchtender Euphorie. Als eingespielte, bühnenerprobte Band bringt die Formation aus Los Angeles eine beachtliche Reife mit, die sich in der stimmigen Dramaturgie und tiefgründigen Gestaltung ihrer Tracks widerspiegelt. Sie wissen genau, wann Zurückhaltung die stärkere Geste ist – und wann der musikalische Ausbruch gebraucht wird. Dieses Spannungsfeld zwischen Introspektion und Aufbruch verleiht der Platte ihren Charakter. MT. JOY schreiben Songs wie Tagebucheinträge: persönlich, ehrlich, oft fragmentarisch – aber immer lebendig. Dabei entsteht das Gefühl, als begleite man die Band durch die wechselhaften Kapitel eines Lebens, das nicht geglättet, sondern in all seinen Facetten gefeiert wird. Nicht zuletzt deshalb passt der Begriff Americana so gut auf MT. JOY: weil ihre Musik – ganz gleich ob akustisch angehaucht oder elektrifiziert – stets von einem tiefen Verständnis für musikalische Wurzeln und kulturelle Vielschichtigkeit zeugt. Die Band nutzt diese Breite nicht als bloße Spielwiese, sondern als emotionalen Resonanzraum, um Geschichten zu erzählen, die unter die Haut gehen.
(Bloom Field)