In den rund dreißig Minuten Spielzeit von „Bored Animal“ geschieht erstaunlich viel – musikalisch wie atmosphärisch. Schon der Titel suggeriert eine kreative Rastlosigkeit: Wer gelangweilt ist, beginnt zu experimentieren, Grenzen zu überschreiten und den inneren Bewegungsdrang in Klang zu verwandeln. Genau diesem Prinzip folgen James Walbourne, bekannt durch The Pretenders, The Pogues und The Rails, sowie Kristoffer Sonne, der bereits mit Chrissie Hynde und Willie Nelson arbeitete, auf ihrem zweiten gemeinsamen Album als HIS LORDSHIP. Was hier entsteht, ist eine wilde Mischung aus kauziger Verspieltheit und druckvoller Direktheit, die nie glatt, sondern stets roh und mitreißend daherkommt. Die elf Tracks feiern eine kompromisslose Leidenschaft für Punk, Garage und Noise-Rock’n’Roll – eine musikalische Hommage an rohe Energie, spontane Eskalation und das kontrollierte Chaos. HIS LORDSHIP verstehen es, unkonventionell zu agieren und dennoch eingängige Songs zu liefern, die sowohl ins Ohr als auch in die Beine gehen. Der Live-Charakter zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album. Spontane Arrangements und eruptive Klangflächen erzeugen eine unmittelbare Nähe, als stünde die Band direkt vor dem Hörer. Dabei wirkt „Bored Animal“ nie beliebig oder oberflächlich: Trotz aller rauer Kanten besitzt die Platte genügend Tiefe und Wiedererkennungswert, um auch über längere Zeit hinweg zu fesseln. Hier zeigt sich die musikalische Souveränität beider Künstler. Ihre Erfahrung verleiht dem Album jene feine Balance zwischen künstlerischer Wildheit und struktureller Substanz. Am Ende präsentieren HIS LORDSHIP eine Art von Rock’n’Roll, der bewusst aus der Reihe tanzt, Nerd-Appeal besitzt und dennoch eine breite Hörerschaft anspricht. „Bored Animal“ ist nicht nur ein Statement gegen Langeweile, sondern eine Einladung zur Entfesselung.
(Psychonaut Sounds)