Es handelt sich um den ersten Longplayer der Pariser Formation ODC, die sich ohne Umschweife zu ihren Einflüssen bekennt: Gruppen wie Bring Me The Horizon, Breaking Benjamin, Spiritbox und Linkin Park haben hörbar Spuren im Sound der Franzosen hinterlassen. Wer sich mit ihrem Modern-Alternative-NuMetal auseinandersetzt, stößt unweigerlich auf die Handschrift von Frontfrau und Produzentin Celia Do, deren grundsätzlich charismatische Stimme das Fundament des Debüts bildet. Das Klangspektrum von „Twisted Love“ ist breit gefächert: düstere Gothic-Atmosphäre, punktuelle Trap-Momente und weitläufige Ambient-Soundscapes ergänzen die massiven Riffs und wuchtigen Strophen. ODC fahren groß auf und setzen klar auf maximale Kompatibilität. Dichte, warme Klangflächen werden mit kalkulierter Härte, effektvollen Grooves und hymnischen Refrains kombiniert. Die Ambition der vierköpfigen Gruppe ist offensichtlich und wird nicht verschleiert: Sie wollen einen modernen Sound schaffen, der gleichermaßen zugänglich wie kraftvoll wirkt. Doch genau hier liegt die Krux. Im ersten Moment erscheint „Twisted Love“ beeindruckend und größer, als es tatsächlich ist. Mit jedem weiteren Durchlauf offenbart sich jedoch ein Mangel an Substanz und Nachhaltigkeit. Die Songs sind eingängig, sie umgarnen das Ohr und bleiben kurzfristig hängen. Doch fragt man sich kritisch, was langfristig Bestand hat, bleibt die Antwort ernüchternd. Wirkliche Tiefe, Belastbarkeit und Eigenständigkeit fehlen noch. Dennoch ist das Debüt nicht ohne Wert: Es zeigt eine Band, die mutig verschiedene Genres miteinander verwebt und sich hörbar bemüht, eine eigene Identität zu formen. „Twisted Love“ ist ein Versprechen und ein erster Schritt, der ODC auf die Landkarte setzt. Damit dieses Versprechen eingelöst wird, müssen die Franzosen künftig nachlegen – mit mehr Substanz, mehr Mut zur Eigenständigkeit und Songs, die nicht nur kurzzeitig faszinieren, sondern dauerhaft wirken.
(Frontiers/Black II Black)
