Mit „Before We All Die“ erscheint der achte Longplayer der schwedischen Crossover-Veteranen CLAWFINGER – und das ganz viele Jahre nach „Life Will Kill You“ von 2007. Schon das Artwork macht deutlich, worum es geht: Eine Erde, deren Unterseite von Ketten gefesselt ist, während auf der Nordhalbkugel eine funkensprühende Zündschnur unaufhaltsam in Richtung Explosion voranschreitet. Symbolträchtiger kann man kaum auf die Fragilität unseres Planeten und die selbstverschuldete Bedrohung durch den Menschen hinweisen. Inhaltlich greifen CLAWFINGER genau diese Themen auf. Sie sprechen die Problemfelder moderner Industriegesellschaften an, beleuchten die Schattenseiten menschlicher Existenz und deren zerstörerische Auswirkungen auf die Umwelt. Frontmann Zak Tell und seine Mitstreiter tun dies in jener unverwechselbaren Art und Weise, die sie seit ihrem Debüt „Deaf Dumb Blind“ (1993) auszeichnet: mit kompromisslosem Crossover/Rap-Metal, der sich durch markante Riffs, bissige Texte und eine kompromisslose Direktheit auszeichnet. Ob man CLAWFINGER mag oder nicht – man erkennt sofort, wer hier am Werk ist. Diese Eigenständigkeit ist ein Markenzeichen, das nur wenigen Bands gelingt. Jeder Act, der es schafft, einen so klaren Fingerabdruck zu hinterlassen, hat etwas richtig gemacht. Und vielleicht liegt es auch am anhaltenden Nu-Metal-Revival sowie der Nostalgie für die 1990er und frühen 2000er, dass „Before We All Die“ gerade jetzt so gut funktioniert. Denn CLAWFINGER beschwören dreist und konsequent genau den Sound, den man mit ihnen verbindet. Und sie tun es mit einer Selbstsicherheit, die beeindruckt. Dabei schrecken die Schweden nicht davor zurück, sich hörbar bei House Of Pain zu bedienen. Doch anstatt wie ein bloßes Zitat zu wirken, fügen sie diese Elemente in ihren eigenen Stil ein und beweisen damit, dass sie auch nach vielen Jahrzehnten im Geschäft noch immer wissen, wie man Grenzen überschreitet und gleichzeitig authentisch bleibt. „Before We All Die“ ist somit mehr als nur ein Comeback nach langer Pause. Es ist ein Album, das zeigt, dass CLAWFINGER weiterhin etwas zu sagen haben. Die Platte vereint Nostalgie mit Aktualität, Härte mit Eingängigkeit und liefert Songs, die sowohl alte Fans begeistern als auch neue gewinnen können. Ein starkes, kompromissloses Werk, das beweist: CLAWFINGER sind zurück und sie haben noch lange nicht fertig.
(Perception)
