PERIPHERY

Glaubt man der Band, stimmt bereits der Titel des neuen Albums darauf ein, dass es düster und heftig zugeht. Mit „IV: Hail Stan“ legen PERIPHERY wiederum ein Werk vor, das bestehende Grenzen zwischen Djent- und Prog-Metal, Mathrock, Jazz-Fusion, Ambient-Elektronik sowie melodischem Post-Rock austestet. Und ja, brachialer als zuletzt geht es tatsächlich zu.

Auf den Titel angesprochen, erwidert Gitarrist Jake Bowen lachend: „Ehrlich gesagt, und es tut mir leid, das zu sagen, steckt keine tiefergehende Bedeutung dahinter. Wir dachten schlicht, es würde unseren Sinn für Humor unterstreichen, wenn wir einem dunklen und ernsten Album einen solchen Namen geben.“ Die Formation aus Washington, DC ist dafür bekannt, in der künstlerischen Kreativarbeit komplett aufzugehen, die Zügel daneben aber schon einmal schleifen zu lassen. Am experimentell-progressiven Vorgehen der Band gibt es indes nichts zu deuteln. Im Schnitt alle zwei Jahre erscheinen vielschichtige, spannende Longplayer, an denen sich Hörer abarbeiten können: „Es ist nach wie vor ein Abenteuer“, bestätigt Jake. „Es lohnt sich, die Zeit und Mühe aufzubringen, die nötig ist, um mit den Jungs ein Album zu erschaffen und uns zufrieden zu stellen. Musik mit dieser Band zu machen, ist Arbeit, aber es fühlt sich nach wie vor nicht wie ein Job an. Das ist, denke ich, der Grund dafür, dass wir so konsequent Musik veröffentlichen.“

Die Kreativität von PERIPHERY kennt dabei keine Grenzen. Die Gruppe erfindet und definiert sich mit jedem Album neu: „Jede Platte hat ihre eigene Identität und drückt aus, wo wir als Band zu dieser Zeit gerade stehen“, ordnet der Gitarrist ein. „Offensichtlich ist dies unsere bisher schwerste Platte. Auch melodisch fühlt sich das Material anders an, denn die Attitüde ist viel dunkler. Wir arbeiten mit so vielen Moll-Tonarten wie niemals zuvor.“ Legt man das Feedback auf die Vorabauskopplungen zugrunde, kommt das neue Material bei den Fans gut an: „Seit wir im Februar ,Blood Eagle‘ veröffentlicht haben, ist die Resonanz auf Hörer-Seite ungebrochen gut. Ich hoffe, dass das neue Album noch mehr Menschen anzieht, die von unserer musikalisch helleren Seite eher abgehalten worden sind. Es wird interessant sein, zu sehen, wie die Leute auf die übrigen Stücke des Albums reagieren. Sorgen mache ich mir diesbezüglich aber nicht.“

Die Musiker aus Washington haben gut ein Jahr an dem neuen Material gearbeitet und sind vom Resultat vollends überzeugt: „Für mich spiegelt das Album unsere Beziehung zur Band wider“, formuliert Jake Bowen. „Wir treffen uns, arbeiten an Musik und entwickeln unsere gemeinsame Vision fort. Bei der Arbeit am neuen Longplayer haben wir festgestellt, dass wir dieselben Ansprüche und Vorlieben teilen – mehr noch, als wir ohnehin schon geglaubt haben. Ich denke, das kommt in der Musik zum Tragen.“ Schon der Auftakt ist furios. Die spielfreudigen Komponisten setzen mit ,Reptile‘ einen 16-minütigen Opener. Aus Sicht des Gitarristen geht die Gruppe damit aber kein Risiko ein:

„Schon in der Vergangenheit haben wir lange Tracks abgeliefert, wenn auch nie so prominent an erster Stelle. Wir lieben es nun einmal, zu experimentieren. Im Arbeitsprozess verwenden wir viel Zeit darauf, herauszufinden, wie sich die Tracks am besten aneinander reihen lassen, damit das Album bestmöglich fließt. Das hat für uns die oberste Priorität und dazu geführt, dass ,Reptile‘ das neue Album eröffnet.“ Auch daneben vertrauen PERIPHERY einzig und allein auf ihre Eingebungen, und damit lagen sie bislang noch immer richtig: „Wir schreiben stets das, was unserer Meinung nach dem Song als Ganzes am Meisten dient“, bekräftigt Jake. „Wenn das bedeutet, dass wir technisch vorgehen, dann ist es eben so und hält uns davon nicht ab. Grundsätzlich versuchen wir, so vielfältig wie möglich aufzuspielen, damit wir uns mit der Musik nicht langweilen. Darüber hinaus sind wir davon überzeugt, dass dieser Ansatz auch den Hörern hilft, engagiert zu bleiben.“

Ein zu technisch oder zu seicht kann es demnach nicht geben. Die Musiker entscheiden situativ, was angeraten und erforderlich ist: „Es ist uns wichtig, dass wir uns alle Freiheiten wahren“, so der Gitarrist. „Wir müssen und wollen in der PERIPHERY experimentieren. Es wäre doch langweilig, sich zu wiederholen oder zu einseitig auf den gleichen Stil zu setzen. Also suchen wir unseren Spaß darin, uns zu verändern.“ Was den Kompositionsprozess anbelangt, verläuft dieser nicht viel anders als bei anderen auch: „Gewöhnlich kommt ein Mitglied mit einem Riff oder einer Sammlung von Riffs ins Studio und wir beginnen, daraus einen Song zu entwickeln.“

Jake Bowen fordert seine Kreativität, indem er sich kontinuierlich mit Sounds umgibt: „Neben unzähligen Bands, die ich höre, haben Filme, Video-Spiele, Fernsehsendungen und Zeit in der Natur einen großen Einfluss auf meine musikalische Inspiration.“ Das klingt fast zu einfach, um wahr zu sein. Welche Songs von „IV: Hail Stan“ Einzug in die Setlist von PERIPHERY halten werden, verrät der Gitarrist noch nicht: „Jeder von uns hat seine Lieblingssongs auf dem Album. Es würde mich nicht überraschen, wenn wir irgendwann alle Stücke live spielen werden. Noch ist aber nichts in Stein gemeißelt. Fest steht, dass wir irgendwann dieses Jahr nach Europa zurückkehren. Wir werden einen kompletten Album-Zyklus inklusive Welt-Tournee absolvieren und versuchen, so viele Territorien wie möglich abzudecken. Das funktioniert nicht immer so, wie wir es uns wünschen, doch wir tun das uns Mögliche.“

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