Natürlich ist es unfair, ein neues Album an den eigenen Erwartungen oder früheren Großtaten einer Band zu messen. Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass sich Gruppen weiterentwickeln und den eigenen Wirkungs- und Klangraum erweitern. Doch gerade in Fällen, wo die Transformation noch unterwegs und nicht abgeschlossen ist, geht es ohne Rückblick und Kritik oftmals nicht. ADAM ANGST sind dem anfänglichen Punk-Fokus entwachsen. Das ist keine neue Erkenntnisse, trifft auf das Drittwerk aber noch mehr als auf den direkten Vorgänger zu. „Twist“ präsentiert eine Band auf der Suche nach ihrem neuen Sound. Dieser Eindruck drängt sich auf, weil die neuen Songs der Kölner nicht immer vollends zu Ende gedacht und ausgereizt wirken. Stilistisch spielen viele neue Ideen und Akzente mit hinein, ohne dass sich ein konsistenter, höherwertiger Gesamteindruck einstellt. „Twist“ wirkt stattdessen partiell zerfahren. Hatten die Musiker Angst vor der eigenen Courage und haben deshalb nicht voll durchgezogen? Vielleicht. Textlich verhält es sich nämlich so ähnlich, auch wenn der frühere Escapado- und Frau Potz-Frontmann Felix Schönfuss wiederum mit Ironie, Sarkasmus und insgesamt frecher Sprache unterwegs ist. Allerdings nicht immer komplett treffsicher und zugespitzt. Die geäußerte Kritik ist im Falle von ADAM ANGST fast eine Luxus-Diskussion, das trifft zu. Nur muss man an eine Band wie diese auch höhere Maßstäbe als an andere anlegen dürfen. Vielleicht hat sich all das mit dem nächsten Longplayer schon wieder erledigt, doch „Twist“ hinterlässt für den Augenblick einen zwiespältigen Eindruck.
(Grand Hotel van Cleef)