Bei „Zerfall“ scheint es sich um den ersten Longplayer der deutschen Band zu handeln. Auf bandcamp sind ansonsten allein Singles zu entdecken, wobei die erste aus dem September 2021 stammt. ALL OF MINE legen ihr Debüt in Eigenregie vor und haben dafür zehn Songs zusammengestellt. Was sofort auffällt, sind die tiefsitzenden Emotionen, die dem Schaffen des Quintetts zugrunde liegen, und der ganzheitliche Ansatz, dem die Musiker folgen. Welche Stil-Elemente zusammenkommen, ist dabei von nachrangiger Bedeutung. Innerhalb ihres musikalischen Aktionsradius, der durch Post-Hardcore, -Punk und -Rock sowie Emo/Screamo zu umreißen ist, steht allein die Suche nach den Klangkombinationen im Vordergrund, die den vertonten Gefühlen beziehungsweise Gefühlszuständen entsprechen. ALL OF MINE wirken von der Atmosphäre und Stimmung her zumeist traurig und gedrückt, doch unter der Oberfläche ist oftmals verhaltender Optimismus spürbar. Nach der Auseinandersetzung mit dem deutschen Quintett ist man zumindest weder arg gedrückt noch konsterniert. Eine Platte, die Laune zu heben, ist „Zerfall“ aber nicht oder nur in wenigen Momenten. Der Titel passt zu diesem tendenziell düsteren, in sich gekehrten Werk. Apropos, ein gewisser Shoegaze-Charakter ist dem Zehn-Tracker ebenfalls zuzusprechen. Das passt zu der Wahrnehmung, dass ALL OF MINE latent verkopft und bei genauerem Hinhören weniger impulsiv aufspielen, als man im ersten Moment meint. Über die Album-Länge fehlt es an erinnerbaren Akzenten oder Auffälligkeiten, die „Zerfall“ auszeichnen. Daneben lohnt die Beschäftigung mit dem Debüt ausdrücklich.
(Eigenrelease/allofmine.bandcamp.com)