Als größter Unterschied zwischen dem 2022er Debüt „Depressionland“ und Pelagic-Einstand „Metaphysicize“ fällt auf, dass BIPOLAR ARCHITECTURE auf ihrem Zweitwerk zielorientierter und bewusster vorgehen. Einer richtig guten folgt deshalb eine noch bessere, beeindruckende Platte. Abgesehen von einer qualitativen Steigerung im Songwriting hat sich dem Grunde nach nicht viel verändert. Wie auch? Das deutsch-türkisch besetzte Quartett spannt einen weit reichenden Klangraum auf, der auf wirkliches Storytelling abstellt und in der Umsetzung auf die Stil-Elemente zurückgreift, die dafür nötig sind oder anbieten. Das umfasst unter anderem Blackgaze, Black und Death Metal, Blackened Hardcore, Djent, Post-Rock und noch viel mehr. Hauptsache, es geht kontraststark, dynamisch und spannungsgeladen zu. Pelagic Records verweist auf Deafheaven, Der Weg Einer Freiheit, Thou und Cult Of Luna, was die angeführten Stile in Band-Namen überführt. Es gilt jedoch zwingend darauf hinzuweisen, dass BIPOLAR ARCHITECTURE ihr eigenes Süppchen kochen. Von wegen, der Post-was-auch-immer-Sektor sei festgefahren und vorwärts denkende Innovation nicht länger möglich. „Metaphysicize“ straft diese These lügen. Die Musiker aus Istanbul und Berlin – teilweise ex-Heretic Soul – treten mit dem nötigen Mut, Ideenreichtum und Vermögen an, um eine eigene Perspektive auf den skizzierten Crossover einzunehmen und ihn auf andere Art und Weise zu ihren Gunsten zu nutzen. In den Untiefen des Zweitwerks der Gruppe kann man sich verlieren, aber auch von der übergeordneten Anmut entführen und den furiosen Temporitten zerstören lassen. BIPOLAR ARCHITECTURE nehmen den nächsten Entwicklungsschritt und setzen ein beeindruckendes Zweitwerk um, das man gehört haben muss.
(Pelagic)