BROTHERS TILL WE DIE

Die Madrilenen haben ihr neues Album vielsagend „Reincarnation“ betitelt. BROTHERS TILL WE DIE melden sich monströs und wuchtig aus der erzwungenen Corona-Pause zurück. Die Sound-Basis zwischen Deathcore, MetalCore und Beatdown wird dabei um elektronische Einsprengsel und Clean-Gesänge schlüssig erweitert.

Neben der starken BONECARVER-Platte „Carnage Funeral“ erscheint ein weiteres relevantes Extrem-Metal-Release aus Spanien – hier mit stärker ausgeprägter Core-Kante: „Im Alter von zehn bis zwölf Jahren habe ich wegen meines Vaters angefangen, Rock-Musik zu hören“, rekapituliert Felipe seinen Weg hin zur heutigen Position als Frontmann von BROTHERS TILL WE DIE. „Er mochte Sachen wie GUNS N’ROSES und PINK FLOYD – nach heutiger Wertung nur bedingt heavy. Dann habe ich Freunde mit ähnlichen Interessen gefunden und zu graben angefangen. Meine erste Platte von CANNIBAL CORPSE habe ich mit 13 gehört, meinen ersten Song von PARKWAY DRIVE mit 15. Anfangs brauchte ein bisschen, um mich an diese Musik zu gewöhnen. Das, was mich dazu gebracht hat, sie zu lieben, war das Spielen mit BROTHERS TILL WE DIE. Meine Band war und ist einer der größten Teile meines Lebens und hat mir in vielerlei Hinsicht viel Freude bereitet. Unsere Heavycore-Musik wird immer in mir sein – als Soundtrack der besten Jahre meines Lebens.“ Felipe spürt insbesondere eine tiefe Verbindung zur Ethik der Core-Sparte:

„Das Erste, was mich für diese Musik begeistert hat, war die Tatsache, dass es eine Straight Edge-Szene gab und ich eine andere Art, Spaß zu haben, kennengelernt habe; nicht nur Party zu machen und sich mit Freunden zu betrinken. Ich konnte zu Konzerten gehen und Leute aus der ganzen Welt mit ähnlichen Interessen treffen. Viele der Hardcore-/MetalCore-Bands, die mich stark berühren, haben wirklich gute Texte über Freundschaft, Engagement und Loyalität. Daraus habe ich schon viel gelernt und lerne nach wie vor dazu.“ In seinen Texten greift der Sänger das heute auf: „Auch wenn die Musik düster und aggressiv klingt, versuchen wir immer, positive Texte zu setzen“, so Felipe. „Mit „Reincarnation“ haben wir ein neues Album mit vielen guten Botschaften aufgenommen. Die Welt ist fast schon beschissen genug, um sie einfach zu akzeptieren und sich von ihr unterkriegen zu lassen. Was ich aber wirklich will, ist, die ganze Energie und Gewalt unserer Musik zu nehmen und sie in etwas zu verwandeln, das man auf sich selbst richten kann und das einem dabei hilft, voran zu kommen.“ Musikalisch ist den Madrilenen anzuhören, dass sie auf Tour- oder Show-Erfahrungen mit unter anderem SUICIDE SILENCE, NASTY, RISE OF THE NORTHSTAR und SWORN ENEMY zurückblicken und von den einschlägigen Szene-Größen inspiriert sind:

„Ich stimme zu, dass wir in der Band viele Einflüsse von unterschiedlichen Bands zusammenbringen“, erwidert der Frontmann. „Wir mögen tiefe Töne und schwere Breakdowns wirklich sehr. Es gibt nichts Größeres, als wenn man einen wuchtigen Downtempo-Breakdown hört und der ganze Körper mit diesen Vibes mitschwingt und man die Energie am eigenen Leib spürt. Der Großteil unserer Musik ist so gemacht, dass die Leute sie gerade auf den Shows fühlen und genießen können.“ Nachdem die Corona-Phase ungeplante Line-Up-Wechsel nach sich zog, wollen BROTHERS TILL WE DIE nun wieder durchstarten: „Die letzten zwei Jahre waren für uns eine harte Zeit“, resümiert Felipe. „Mit Pablo (Schlagzeug) und Guty (Bass) haben uns zwei Mitglieder verlassen. Dieser ganze Scheiß hat schon so viele Bands zerstört. Das einzig Gute daran, keine Shows spielen zu können, war, dass wir viel Zeit zum Üben und Ausprobieren neuer Sounds hatten. Wir wollten den Geist von BROTHERS TILL WE DIE am Leben erhalten, aber um neue Einflüsse erweitern, um uns auf das nächste Level zu heben. Nach fast drei Jahren ohne neue Musik haben wir dieses Ziel mit dem neuen Album erreicht.“

Den Mut, ihren stilistischen Aktionsradius zu erweitern und neu zu erfinden, teilen die Spanier mit anderen namhaften Gruppen: „Ich liebe es, wenn Bands ihre Musik über Grenzen hinaustreiben und nehme es PARKWAY DRIVE oder BRING ME THE HORIZON überhaupt nicht übel, wenn sie ihren Stil ändern“, erklärt der Sänger. „Man muss das spielen, was man mag und fühlt. Das ist für mich der Hauptunterschied zwischen einer großen und einer kleinen Band. Die meisten Bands – inklusive unserer eigenen in den ersten Jahren – schauen auf weinige Referenzen imitieren schlicht das, was diese tun. So wie der Schüler dem Meister folgt. Doch man muss mutig genug sein und sein Ding durchziehen.“ Der Mut zum Risiko zahlt sich auf „Reincarnation“ hörbar aus, wobei die beiden Neuzugänge frischen Wind in BROTHERS TILL WE DIE bringen:

„Anfangs war es wirklich schwer, unsere Herzen für neue Mitglieder zu öffnen, aber Ali und Julian (Schlagzeug und Bass) sind großartige Menschen“, sagt Felipe. „Sie sind fleißig, leben alles mit so viel Energie und Liebe und bringen viele neue Einflüsse, aber auch andere Sichtweisen auf die Musik, ein. Obwohl sie erst hinzukamen, als das Album schon fast fertig geschrieben war, denke ich, dass sie ihren Teil zum Gelingen beigetragen haben. Die größte Veränderung steht uns aber noch bevor. Die Leute sollen wissen, dass „Reincarnation“ für uns wirklich ein Neuanfang ist.“ Ihrer Sicht auf das gemeinsame Tun halten die Spanier dabei die Treue: „BROTHERS TILL WE DIE ist die Geschichte von ein paar Freunden, die zusammenarbeiten, um etwas zu erreichen. In einer anderen Realität wären wir vielleicht keine Band, sondern hätten ein Restaurant, einen Laden oder irgendein anderes Projekt. Der Hauptgedanke von BROTHERS TILL WE DIE ist es, mit Freunden abzuhängen, um gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. „Reincarnation“ ist die Art und Weise, wie wir die derzeitige Weltkrise bewältigen: indem wir zu Ehren all der Bands, die es nicht geschafft haben und sich während dieser harten Zeiten aufgelöst haben, vorwärtsdrängen.“

www.brotherstillwedie.com