CHAVER

„Of Gloom“ fällt als heftig und (selbst-)zerstörerisch auf. Willkommen in der Welt von CHAVER. Das Dreiergespann aus Leipzig setzt auf eine rabiate Mixtur aus metallischem Hardcore und moshigem Death Metal. Wirkungsseitig klingt das Ganze vor allem destruktiv und bitter.

Das ist kein Zufall, wenn man Gitarrist Stephan zuhört: „Unsere musikalische Entwicklung liegt in den zurückliegenden Alben begründet. Auf „Transference“ waren wir bedacht, metallische Riffs mit Hardcore-Groove zu kombinieren und diese durch gesellschaftskritische bis hin zu düsteren persönlichen Gedanken lyrisch zu unterlegen. Auf „A Cellar Door“ sind wir 2020 noch einen Schritt weitergegangen und haben ein Konzeptalbum zur Thanatologie (Sterbeforschung) und deren Trauerphasen in der menschlichen Existenz interpretiert. Dabei haben wir im lala Studio mit dem Produzenten Magnus Wichmann ein elektronisches Song-Experiment gewagt. Von der tiefgründigen Trauer und Dunkelheit waren wir so fasziniert, dass wir unser neues Album „Of Gloom“ ebenso im lala Studio aufgenommen haben, um diese düstere elektronische Stimmung mit der bekannten groovigen, aber auch sägenden CHAVER-Riff-Ästhetik zu verbinden. Auf unserem Drittwerk befindet sich das lyrische Ich in seelischer Isolation und gibt sich der Einsamkeit hin. Man könnte sagen, wir sind in der Existenzphilosophie angekommen und versuchen, diese musikalisch als Klangfarbe umzusetzen.“

Das seit 2016 aktive Dreiergespann entwickelt sein musikalisches Antlitz demnach bewusst fort: „Mit unserem neuen Album sind wir sehr nah an der Ästhetik, an der wir seit 2020 arbeiten“, bestätigt Stephan. „Lyrisch betrachtet, spielen Reflexionsprozesse sowie die Probleme, welche sich in den Leben von uns allen auf psychischer Ebene abspielen, eine Rolle. In Bezug dazu sind auch die Cover unserer Alben zu betrachten. Unsere Klangästhetik versucht dies durch die markante Stimme unseres Sängers, die tighten Drums und sägenden, groovenden Riffs zu einem flächigen düsteren Gesamtkonzept zu verarbeiten.“ Auf die überschaubare Besetzung angesprochen, erwidert der Gitarrist: „Rein logistisch betrachtet, ist es sehr vorteilhaft, nur zu dritt unterwegs zu sein. Es ist in vielerlei Hinsicht hilfreich. Auch Entscheidungsprozesse verlaufen schneller. Das Songwriting nimmt meist weniger Zeit in Anspruch. Im Hardcore-/Metal-Bereich sieht man seltener Dreierbesetzungen, was zu Irritationen, aber auch zu nachhaltigen Momenten führt. CHAVER gibt es in der Besetzung seit 2016. Zumeist haben wir bezüglich der limitierten Besetzung und dem breiten Soundbild eher Zuspruch erhalten. Es ist für uns das richtige, da wir uns trotz der Dreierbesetzung musikalisch und soundtechnisch weiterentwickelt haben, ohne dabei über weitere Bandmitglieder nachdenken zu müssen. Da ich über zwei Verstärker, zwei Boxen und einen Splitter spiele, besteht für die Gitarre kein weiterer Handlungsbedarf. Der Bass-Sound ist fett und das Schlagzeug immer auf den Punkt. Natürlich muss man sagen, dass mehr Beteiligte auch mehr Ideen parat hätten und man sicherlich anders klingen würde. Oder man sagt, mehrere Köche verderben den Brei.“

Hört man „Of Gloom“, besteht tatsächlich kein Erweiterungsbedarf: „Wir haben all die Jahre gebraucht, um uns hier zu finden“, formuliert es Stephan. „Überraschen werden die elektronischen Elemente mit dem heftigen Death bis Black Metal-Riffing. Genau das ist uns sehr gut gelungen. Was mit CHAVER bezüglich des Songwriting künftig passieren wird, kann man nie vorab sagen, da viele Dinge mittlerweile erst nach dem Songwriting-Prozess im Studio während der Produktion passieren.“ Die Erwartungen der Musiker wachsen dabei mit: „Wir drei kommen aus der DIY-Punk-Szene und keiner von uns hätte 2016 gedacht, heute hier zu stehen“, so der Gitarrist. „Verändert hat sich vor allem der Anspruch an uns selbst und damit so professionell umzugehen, wie möglich. Was unsere aktuelle Stimmung in der Band betrifft, spiegelt uns „Of Gloom“ gut wider. Und wenn man sich den Verlauf unserer ersten Split-EP bis hin zu unserem aktuellen Album reinzieht, spricht das für sich und legt die stetige Weiterentwicklung klar dar.“ Stephan umreißt den bisherigen Weg wie folgt:

„Wir haben als Crust-/Hardcore-Band mit Punk-Attitüde begonnen und sind mittlerweile im atmosphärischen Death Metal-Bereich gelandet. Genau das motiviert uns – uns stetig weiterzuentwickeln und keine Schranken der eigenen Auslegung zu setzen. Worauf wir inzwischen besonders achten? Auf düstere Nackenbrecher. Was unseren Sound betrifft, war es eine stetige Entwicklung. Bei jeder Aufnahme waren wir darauf bedacht, etwas Anderes zu probieren und zu experimentieren. Wir sind keine technische Metal-Band, wohl aber eine, die darauf bedacht ist, Songs zu schreiben, die durch Riffs und Atmosphäre hängen bleiben. Das heißt nicht, dass es auf „Of Gloom“ keine Überraschungen gibt. Es ist dennoch ein sehr vielfältiges Album geworden, ohne die Handschrift von CHAVER zu verlieren. Gerade auch was die Anordnung der Songs auf dem Album betrifft, waren wir darauf bedacht, einen roten Faden aber auch einen dramaturgischen Aufbau zu verfolgen.“

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