CULT OF LUNA – The Long Road North

Neurosis, Isis und CULT OF LUNA – das sind und bleiben die essentiellen Gruppen, wenn es um die wagemutigen, Grenzen weitenden und nachhaltig Eindruck schindenden Vertreter des Post-Metal geht. Ja sicher, diese Aussage gilt unabhängig von „The Long Road North“, aber dennoch sei daran erinnert. Die Stärke der drei Acts besteht/bestand darin, dass sie sich immer wieder neu erfunden haben und auf ihren Veröffentlichungen niemals aufhören, neue Schattierungen und Intensitäts- oder Schweregrade zu erkunden. Andere Gruppen ruhen sich auf Erreichtem aus. Die wirklich wertvollen scheuen sich hingegen nicht einmal davor zurück, mit ihrem Schaffen zu brechen und ganz neue Wege zu gehen – wenn es denn sein muss. So weit kommt es hier nicht. CULT OF LUNA betreiben auf „The Long Road North“ vor allem eine evolutionäre Weiterentwicklung. Dem Vernehmen nach stammen die Ideen des letzten Albums „A Dawn To Fear“, der „The Raging River“ MCD und für „The Long Road North“ aus ein- und derselben Schaffensperiode und Kreativ-Session. Dass die Veröffentlichungen aufeinander aufbauen, sich bedingen und eine ähnliche Ästhetik aufweisen, ist da kein Zufall, sondern liegt in der Natur der Sache. Nichtdestotrotz ist den Schweden der Weg das Ziel. Seit ihrer Gründung im Jahr 1998 agiert das einst in Umea gestartete Sextett ergebnis- und interpretationsoffen, suchend und kontrastgetrieben. Auf dem neunten Longplayer wird dieser Ansatz fortgeschrieben. Als herausragend fallen sowohl die gegensätzlichen Extreme der Sound-Wälle auf als auch die wabernde Atmosphäre und Dichte der Tracks sowie die schiere Unbändigkeit, mit der die Kompositionen von CULT OF LUNA über einem hereinbrechen. Weil vieles im impliziten Wirkungsbereich abläuft, erfassen einen die Eruptionen immer wieder ohne Vorwarnung und wirken deshalb noch zerstörerischer. „The Long Road North“ punktet aber mindestens genau so sehr mit den Passagen fragiler Intimität und der Aura des Mystischen oder nicht Greifbaren. Zu entdecken, spüren und durchleben gibt es jede Menge. Die sechs Schweden bleiben sich diesbezüglich treu und klingen doch auch wieder ein Stück weit anders.

(Metal Blade)