Das Zweiergespann aus Nantes trägt den Namen eines Scharfschützengewehrs aus der ehemaligen Sowjetunion. Gitarrist Sebastian und Schlagzeuger Tristan haben das Projekt DRAGUNOV 2013 gegründet, um ihre Faszination für die Ästhetik und Soundscapes der Sowjet-Ära auszuleben. Die beiden ersten Alben der Franzosen drehten sich thematisch um das Raumfahrtprogramm beziehungsweise die maritime Kriegsflotte der Weltmacht des Ostens. Vor dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine greift „Vepr“ nun die entbehrungsreiche und leidvolle Geschichte dieses Staates sowie den aufopferungsvollen Kampf gegen die Unterdrückung durch deutsche und sowjetische Besatzer zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs auf. DRAGUNOV wollen dem ukrainischen Volk Kraft und Hoffnung spenden, was bitter nötig ist. Ob das mit dystopisch-brachialen Sounds zwischen Industrial- und Post-Metal möglich ist, steht auf einem anderen Blatt. Die Franzosen sind außerhalb der Gast-Features (unter anderem Stefan de Graef von Psychonaut) instrumental zugange und erschaffen dichte, drückende Wall-of-Sounds. Positiv oder optimistisch mutet wenig an. „Vepr“ nimmt man vielmehr als kraftraubend und stimmungssenkend wahr. Alles klingt bedrohlich und düster. Den Musikern gelingt es dabei allerdings nicht durchgängig, das Kopfkino anzuteasern. Bisweilen bleiben die Stoß- und Entwicklungsrichtung unklar. Abgesehen davon, ängstigt die Auseinandersetzung mit DRAGUNOV, weil die Franzosen primär Schrecken und Ohnmacht vertonen. Die atmosphärischen Einsprengsel und Chor-Samples lösen die Gefahrenlage nicht wirklich auf. Das Drittwerk der Gruppe aus Nantes fällt vor allem als bitter auf.
(Eigenrelease/dragunov.bandcamp.com)