ERSHETU – Xibalba

Erinnert sich noch jemand an Gone Is Gone? In dieser Gruppe sind vor Jahren Sound-Tüfter von At The Drive-In, Queens Of The Stone Age, Eagles Of Death Metal, Mastodon und Killer Be Killed auf einen Soundtrack-Komponisten getroffen und haben auf den gemeinsamen Veröffentlichungen komplex-progressive, vorwärts gerichtete und unkonventionelle Soundscapes erschaffen. Das Interesse galt weniger gewöhnlichen Song-Konstrukten als vielmehr grenzüberschreitenden, übergeordnet herausfordernden Post-Klängen, die offen für Interpretationen und hinsichtlich ihrer Wirkungsrichtung nicht eindeutig waren. All das trifft auch auf das Schaffen von ERSHETU zu, nur dass hier Musiker von anderer Herkunft zugange sind. Als Sänger ist Lars Are Nedland von Borknagar und Solefald involviert. Die Zupfinstrumente spielt Vindsval von Blut aus Nord und Forhist. Eigentliche Triebfedern des Outlets sind jedoch Konzeptualist/Lyriker Void (von Debemur Morti) und Komponist Sacr. Die erste Corona-Phase mit all ihrem Leid sowie der allgegenwärtigen Unsicherheit hat die beiden motiviert, sich mit Tod und Untergang auseinanderzusetzen. „Xibalba“ beschäftigt sich mit den Maya und ihrer Sichtweise auf die eigene Vergänglichkeit – auf Basis des „Popol Vuh“, der „Bibel der Maya“. Jenseits der Texte werden zusätzliche Bezüge durch die folkloristische Instrumentierung hergestellt. Wer um das Konzept nicht weiß, hört indes einen Folk-lastigen Post-Black Metal, der als animierendes Kopfkino taugt und die Gedanken schweifen lässt. Wie bei Gone Is Gone gibt es von ERSHETU mehr als nur Musik. Im Falle der Debütanten zudem mehr als „nur“ Metal. Verantwortlich dafür sind das ganzheitliche Vorgehen der Beteiligten und die umsichtige Ausgestaltung eines einordnenden, jedoch nicht einschränkenden Kontexts. Der Hang zu Filmscores oder vergleichsweise offenen Soundscapes garantiert für besondere Eindrücke und reichlich Spannung. Zumal „Xibalba“ eine generelle Anmut und einen beachtlichen Tiefgang erlangt, denen man schnell erliegt.

(Debemur Morti)