In den zurückliegenden Monaten hat es etliche Singles von FALLING IN REVERSE gegeben. Sie alle finden sich gebündelt auf diesem Album, das lediglich vier unbekannte Tracks bietet. Um einen herkömmlichen Longplayer handelt es sich demnach nicht, eher um einen nachträglichen Arbeitsnachweis. Wobei, Ronnie Radke versteht sich ja gekonnt darauf, sich zu inszenieren und im Gespräch zu bleiben – sei es durch Kreativität, Provokation, Exzesse oder Skandale und Straftaten. Das selbsternannte „Popular Monster“ umstritten zu nennen, gleicht einer Untertreibung. Der Karriere haben all die Eskapaden bislang nicht geschadet. Regelmäßig bestimmt Ronnie Radke die Schlagzeilen und brechen seine Singles Hypes vom Zaun. FALLING IN REVERSE sind von Haus aus zwischen MetalCore und Post-Hardcore angesiedelt, stilistisch aber in viele Richtungen offen. Das meint nicht allein die stark ausgeprägte Hip Hop-Schlagseite, die bestens zu den diversen Beefs des Frontmanns passt. Auch daneben ist viel denkbar und wird selbstbewusst ausprobiert. FALLING IN REVERSE sind in dieser Hinsicht als visionäres, stilprägendes Outlet einzuordnen. Nichts ist ausgeschlossen, jedoch alles möglich. Textlich verhält es sich kaum anders. Alles muss raus, auch wenn die Kritiker und Gegner beschimpft werden. Ronnie Radke kehrt sein Innerstes nach außen und lässt an den Qualen und Abgründen seiner Seele teilhaben. Relativiert das die nachgewiesenen Straftaten und unbewiesenen Vorwürfe? Natürlich nicht, doch darf niemand vom „Popular Monster“, seinen Handlungen und Äußerungen oder seinem grellen Output überrascht sein. Unter den Tracks des Albums werden die MetalCore-Nummern der angestammten Hörer-Klientel mehr zusagen als die reinen Hip Hop-Beef-Tracks. Ein positiv überraschendes Ausnahme-Stück, dass den Spagat zwischen Genie und Wahnsinn offensichtlich herausstellt, ist das akustisch umgesetzte und clean gesungene ,Last Resort – Reimagined‘ zum Ausklang der Scheibe.
(Epitaph)