Wenn die Situationsdynamik mit hineinspielt und man den Musikern bei ihrem freigeistigen Treiben zuschaut, mag es sich auf Konzerten anders verhalten: lernt man H.C.BEHRENDTSEN aber allein über ihr Debüt kennen und bleibt es allein beim Hören, ist die Luft doch schnell raus. Der Ansatz des aus Leipzig stammenden Dreiergespanns ist experimentell, verkopft und kreativ wertvoll. Die Sachsen entwickeln rund vierzig Minuten lang einen wabernden Sound-Kosmos, in dem Mathrock, Post-Punk, Jazz und 1990ies Rock auf suchende Kreativität und ein ausgeprägtes Nerd-Potenzial treffen. Ein gewisser Happening-Charakter schwingt mit hinein, doch es ist kein Selbstläufer, sich auf H.C.BEHRENDTSEN einzulassen. Das Material des selbstbetitelten Debüts ist weder wirklich abgefahren und progressiv noch so zugänglich und mitnehmend, wie es die Leipziger offenkundig gerne hätten. Dem instrumentalen Spiel sind mitunter sogar gewisse Längen zuzusprechen, was der Konzentration auf Hörerseite abträglich ist. Auch wenn Künstler stark experimentell agieren, müssen sie nachvollziehbare Spannungsbögen und Reibungspunkte setzen. Oder sie verwehren sich traditionellen Strukturen komplett und inszenieren sich avantgardistisch. H.C.BEHRENDTSEN legen sich diesbezüglich nicht klar fest. Das ist der Knackpunkt im Umgang mit ihrem selbstbetitelten Album. Mal sind die Hooklines nicht konsequent genug ausgereizt. Dann wieder fehlt es an Hilfestellung oder Richtung. All das zusammengenommen, drängen sich keine Gründe auf, weshalb man das Debüt der Sachsen hören sollte.
(Schatulle Bömm)