HATEBREED

„Weight Of The False Self“ markiert den achten Longplayer von HATEBREED. Auch jenseits des gewohnt toughen, angriffslustigen Hardcore-Metal gibt es von dem Quintett aus Bridgeport, Connecticut einige Neuigkeiten – etwa das Bier „Live For This Lager“.

„Die Verschiebung hatte vertragliche Gründe,“ räumt Jamey Jasta auf die Frage ein, weshalb die neue Platte deutlich später als angekündigt erscheint. „Die Bedingungen der geplanten Tour mit Parkway Drive sehen vor, dass jede Band vorher ein Album veröffentlicht. Die Absicht dahinter ist, dass wir nicht nur die bestehenden, sondern auch neue Hörer auf die Konzerte ziehen wollen. Wir haben uns sehr große Hallen wie die Wembley Arena vorgenommen, die auch gefüllt werden müssen. Um das zu erreichen, muss jeder sein Bestes geben und etwas Neues anzubieten haben. Die Fans verdienen etwas Besonderes. Deshalb haben sich Parkway Drive, wir und Stick To Your Guns, die ursprünglich mit dabei sein sollten, darauf verständigt, dass wir neue Alben mit auf Tour nehmen. Wir haben das Ganze bewusst als Welt-Tour geplant, die nun leider erst 2021 stattfinden wird. Es geht nicht nur um die USA, sondern auch Europa und Australien. Japan und Südamerika waren ebenfalls im Gespräch. Da die Tour verschoben werden musste, sind die neuen Songs nun zwar etwas älter, doch außer uns kennt sie ja noch niemand. Deshalb haben wir entschieden, abzuwarten. Andere Bands werden es öffentlich nicht zugeben, aber ich kenne einige, die sich ärgern, ihre Alben im März veröffentlicht zu haben. Sie haben kaum Beachtung gefunden und sich nur mäßig verkauft. Da hilft es dann wenig, wenn man die Corona-Zeit nutzt, um gleich das nächste Album zu schreiben. Wenn das Touren wieder losgeht, braucht man etwas Frisches. Ich persönlich musste auch nicht zwingend etwas herausbringen, denn gerade erst im Dezember ist meine neue Jasta-Platte erschienen. Noch immer signiere ich jeden Tag CDs und verschicke sie. Dass mein eigenes und das neue HATEBREED-Album mit etwas Abstand erscheinen, ist sicher nicht verkehrt. Für HATEBREED-Fans hat die neue Platte vier Jahre auf sich warten lassen. Wer auch meine anderen Projekte verfolgt, kann sich aber nicht beschweren.“

Wie das Touren Post-Corona aussehen wird, bleibt abzuwarten: „Das lassen wir auf uns zukommen, spekulieren will ich nicht“, meint Jamey. „Ich hoffe darauf, dass Konzerte in Gegenden mit nur geringen Fallzahlen wieder möglich sein werden. Wir vertrauen auf unsere Immunsysteme und würden Konzerte spielen. Jemand, der sich unwohl fühlt oder Zweifel hat, sollte jedoch zu Hause bleiben. Letztlich ist es eine individuelle Entscheidung, wie man sich verhält – wie viel Abstand man wahrt, wo man überall Maske trägt und wie sehr man am sozialen Leben teilnimmt oder auch nicht. Wichtig ist, dass man andere nicht in Gefahr bringt und nur das tut, was vertretbar ist.“ Eine Show haben HATEBREED kürzlich schon gespielt:

„Zuletzt hatten wir in Zusammenhang mit der Vorstellung unseres Biers ein Event, bei dem wir erste Erfahrungen sammeln konnten. 120 Leute waren zugegen, wir haben Abstand gehalten und niemand ist krank geworden. Die Lokalpresse hat das Event positiv gewürdigt, so dass wir insgesamt sehr zufrieden sind. Wir hoffen, künftig wieder mehr live spielen zu können, schauen aber auch, dass wir uns andere Einnahmequellen erschließen. Gemeinsam mit der Witchdoctor Brewing Company haben wir das „Live For This Lager“ erschaffen. Es gibt ein nicht-alkoholisches Bier und eines mit viereinhalb Prozent Alkohol. Ich selbst trinke gar kein Bier, aber die anderen dafür umso mehr. Bei der ersten Bier-Verkostung habe ich erlebt, wie sehr sie sich dafür begeistern. Wir haben uns von Lamb Of God inspirieren lassen, deren alkoholfreies Bier „Ghost Walker“ das meistverkaufte Bier der Brauerei ist, mit der sie kooperieren. Derzeit ist es überall ausverkauft. Ich hoffe, dass es bei uns ähnlich gut läuft. Zusätzlich bereiten wir einen HATEBREED-Kaffee vor, der bald auf den Markt kommt. Die Zusammenarbeit mit einer Kleidermarke ist ebenfalls in Planung. Solche Kollaborationen reduzieren unsere Abhängigkeit von Tour-Einnahmen. Zum Glück hatten wir all das schon vor Corona auf den Weg gebracht.“

Am Album-Format hält der Connecticut-Fünfer aber fest: „Für meinen Podcast, aber auch die Aktivitäten von HATEBREED, versuche ich, von erfolgreichen Influencern zu lernen“, holt Jamey aus. „Hier meine ich insbesondere die Veröffentlichungszeitpunkte und das Drumherum, also, wann und wie sie etwas tun. Letztens hatte ich Dez von DevilDriver in meiner Show, und da hat alles gepasst, weil gerade an diesem Tag sein neues Album erschienen ist. Youtuber trimmen ihre Posts auf Aktualität und suchen den Kontext von passenden Events. Das muss man sich abschauen, denn so wird man von den Algorithmen erfasst und hervorgehoben. Im musikalischen Bereich sollte man stets ein Auge darauf haben, was erfolgreiche Gruppen tun. Kerrry King meinte mal zu mir, ich solle ein Video mit Danny Trejo drehen, weil das unglaubliche Abrufzahlen bedeutet. So etwas meine ich. Man muss denen zuhören, die wissen, wovon sie sprechen. Wenn ich mit Immobilien handeln möchte, frage ich weniger den Pizza-Lieferanten als vielmehr einen Immobilien-Mogul. Wenn es um die Frage geht, ob wir Alben oder Singles veröffentlichen sollten, hängt das mit den Erwartungen unserer Fans zusammen. Als HATEBREED haben wir auf die harte Tour gelernt, dass Singles nicht unser Format sind. Unsere Fans wollen Alben und sind andernfalls enttäuscht. Das beherzigen wir.“

www.hatebreed.com