JÄRNBÖRD

JÄRNBÖRD werden immer besser. „Filmer För Blinda“, das Zweitwerk des Quartetts aus Malmö, überzeugt mit einem reifen Blick auf den Grindcore. Festgelegt auf die Extrem-Spielart ist die Band dabei nicht. Clever eingearbeitete Death Metal-Einflüsse und eine zwingende Punk’n’Roll-Note kommen ebenfalls zum Tragen.

Weiß man um den Background von Frontmann Anders Schärberg, überrascht das nicht: „Einer meiner älteren Cousins hat mich mit den Platten von Pantera und Accept vertraut gemacht“, erzählt der Leadsänger und Gitarrist. „Es war „Fast As A Shark“, das mich völlig umgehauen hat. Als Zehnjähriger konnte ich nicht begreifen, dass man überhaupt so schnell spielen kann. Es klang so aufregend, zugleich aber auch beängstigend. Dann war ich süchtig und wollte immer extremere Sachen finden. Das ist auch mir gelungen. Wenn man älter wird, geht es aber irgendwann nicht mehr nur darum, extrem oder schnell zu sein, um des Extremseins oder Schnellseins willen. Aber manchmal jagen wir BPM nur um des Spaßes an der Sache willen hinterher. Das muss ich schon zugeben.“ Den Ausschlag zum eigenen Aktivwerden erklärt Anders wie folgt: „Die Band habe ich gegründet, weil ich neidisch war. Einige meiner Freunde spielten in einer Gruppe namens Gamla Pengar. Sie waren so verdammt gut. Das hat mich motiviert, selbst anzufangen. Am Anfang waren wir vielleicht noch in einem eher generischen Crust/Polit-Grind-Ansatz in Bezug auf die Texte und unseren Sound gefangen. Jetzt sind die Absicht und das Ziel wirklich nur, Rock-Musik mit Herz zu spielen. Wenn wir als JÄRNBÖRD zusammenkommen, um das zu tun, wird es oft schnell, aggressiv und hart.“

Die wesentlichen Inspirationsquellen auf dem Weg zu einer eigenen musikalischen Identität sind für die Schweden die folgenden gewesen: „In der Band gibt es vier verschiedene Geschichten“, holt der Frontmann aus. „Als ich mit dem Spielen anfing, habe ich selbst zu allen Musikern aufgeschaut, die in Bands spielten. Und sobald ich jemanden traf, der harte Musik mochte, begannen wir zu proben. Die erste lokale Band, die ich als Kind in der Kleinstadt Alingsås in der Nähe von Göteborg vergötterte, war die Punk-Formation Räserbajs. Sie zeigten mir, dass alles möglich ist und dass man kein Virtuose auf seinem Instrument sein muss, um etwas zu erreichen. Ansonsten war Slayer für die meisten Mitglieder in der Band der offensichtliche Leitstern. Und für mich als Frontmann ist Tom Araya schwer zu schlagen. Peter Dolving von Mary Beats Jane und The Haunted war für mich auch immer ein Vorbild.“ An der eigenen Szene zwischen Grindcore, Hardcore, Crust und Noise schätzt der Schwede vor allem eines: „Jedes Jahr wird deutlicher, wie hart die meisten Bands arbeiten“, führt Anders an. „Man braucht Entschlossenheit und Liebe zur Musik, um so weitermachen zu können. Man darf nicht aufgeben, wenn es schwierig wird. Es gibt ein starkes Gemeinschaftsgefühl innerhalb des Genres. Die meisten Leute, die dabei sind, sind nette und aufrichtige Menschen. Für Diven ist kein Platz.“

Die Gruppe, von der neben dem 2021er Debüt „Gör Om, Gör Fel“ auch Splits mit Cäbränegrä, Massgrav, Abanglupa, Fading Trail, Horornisdisphonevalley und Resonance Cascade zu haben sind, ist inzwischen fest positioniert: „Wir haben uns einen Platz in der schwedischen Grindcore-/Crustcore-Szene erarbeitet“, freut sich der Musiker. „Diese Szene ist zwar recht klein, hat aber viele großartige Bands. Mit „Filmer För Blinda“ versuchen wir, unsere Welt ein wenig zu erweitern. JÄRNBÖRD sollte nicht nur eine Grindcore-Band sein, sondern eine Rock-Band, die oft eine extreme Form von Rock-Musik spielt. Napalm Death ist ein gutes Beispiel dafür, was ich meine: Die eigene Band in ein Universum zu verwandeln, in dem alles erlaubt ist.“ Wichtig dafür ist im Fall des schwedischen Quartetts eine Veränderung: „Auf unserem vorherigen Album „Gör Om, Gör Fel“ haben wir unsere Stimme gefunden und mit Niklas Ehrlin ein viertes Mitglied aufgenommen“, sagt Anders. „Seine elektronischen Beiträge ermöglichten es uns, unseren Sound zu erweitern und unseren Live-Auftritten eine ganz neue Dimension zu verleihen. Wir haben eine klare Identität gewonnen. Seither kann man wirklich hören, dass es JÄRNBÖRD ist.“

Die zehn Tracks des Zweitwerks lassen dabei erkennen, dass weiterhin alles erlaubt und möglich ist: „Wir wollen uns als verdammt gute Rock-Band bezeichnen lassen“, umreißt der Sänger und Gitarrist den eigenen Anspruch. „Es ist kein Selbstzweck, dass unsere Musik auf eine bestimmte Art und Weise klingt. Wir machen Songs über das Leben. Einige Teile des Lebens sind dunkel und andere sind heller. Das ist die Idee hinter „Filmer För Blinda“. Das ist die Dualität, nach der wir suchen. In dem Lied ‚Nu kör vi‘ singe ich über die Freude, meine Freunde zu treffen und schnell zu spielen, während ‚Ormens väg på Hälleberget‘ das dunkelste Lied ist, das wir je gemacht haben.“ Das Quartett gibt sich in jeder Hinsicht konsequent: „Jeder Song auf dem Album ist ein Teil des Puzzles, das JÄRNBÖRD 2024 ausmacht“, bestätigt Anders. „Ich finde es spannend, an Songs wie ‚Vi ska ätas, vi ska dömas‘ oder ‚Rockar med Mammon‘ zu arbeiten, die wir vor ein paar Jahren noch nicht hätten schreiben können. Als Band spüren wir überhaupt keine Erwartungen. Aber selbst, wenn es welche gäbe, wäre uns das egal. So denken wir nicht. Gib dem Publikum nicht, was es will. Gib ihm, was es nicht wusste, dass es es will.“

Filmer för blinda | Järnbörd