Japanische Kampfhörspiele / Optimist – Flat Earthers Ball-Split

Wie nun sollte man einen Lockdown optimal nutzen? Grundsätzlich empfiehlt es sich nicht die Ernährung komplett auf Kohlenhydrate (Chips, Alkohol) und Fett (Chips mit Alkohol) umzustellen, denn sonst rafft einen nicht Covid-19 dahin, sondern eine kaptiale Arteriosklerose. Und das nach nur ein paar Wochen. Ähnliches müssen sich die beiden Bands hier auch gedacht haben. Nur gut, dass man als Musiker ein Instrument zur Hand hat und über das Internet problemlos „proben“ und natürlich auch Ideen austauschen kann. Zu den Japanischen Kampfhörspielen aus Krefeld muss man eigentlich nichts mehr sagen. Kennt man, liebt man, verehrt man. Wer das nicht so sieht, hat es eben sowieso nicht verstanden. Optimist aus Bottrop waren mir jedoch kein Begriff, was aber auch an meinem social distancing plus 56k Modem liegen mag.
Die Jungs aus der finstersten Ecke des Potts machen dann auch mit drei Songs den Anfang. Irgendwo zwischen Grind, Punk und Death Metal sind ‚Erwachen‘, ‚Die Anderen‘ und ‚Rechtschaffender Hass‘ angesiedelt. Das ganze versehen mit deutschen Texten, von denen ich jetzt einfach mal ausgehe, dass sie in der politisch angenehm linken Ecke zu verorten sind. Das groovt recht angenehm und hat Dank der druckvollen Produktion einen erkannbaren Touch in Richtung Oldschool-DM, der zwar nicht so melodiös daher kommt wie schwedische Equivalente, dafür aber ungleich moderner wirkt. Kleine, aber feine technische Details, Breaks und zwischengeschaltete Abfahrten runden das Bild aber. Ein großer und schnell erkennbarer Unterschied zu den Tracks der JaKas ist die Absenz von Humor, der bei Songtiteln wie ‚Umwälzpumpe‘ und ‚Dickgedealt‘ bei aller politischen Ausrichtung und Sozialkritik bei den acht Tracks aus Krefeld durchschimmert. Musikalisch bleibt man sich weitgehend treu, handelt es sich bei den Songs auf „Flat Earthers Ball“ doch um die bewährte Linie. Die bringt groovenden groovenden Death Metal mit Punk und Zwischenspielen zusammen und wirkt so in Teilen collagenhaft. Möchte man an dieser Split denn nun schon Kritik üben, so hätte man sich eventuell ein Gleichgewicht zwischen beiden Bands gewünscht, was die Anzahl an Songs angeht. Dennoch: Optimist sind auf einem guten Weg zur Institution, die JaKas sind es ohnehin. Ein gelungener, grindiger Auftakt in ein neues Jahr!
(Bastardized)