MENTAL CRUELTY – Zwielicht

Sowohl früher auf Unique Leader als auch jetzt bei Century Media treiben die Deutschen ihre Karriere im Umfeld beziehungsweise neben Gruppen voran, auf die man verweisen muss, wenn man eine Idee davon vermitteln will, was MENTAL CRUELTY auszeichnet. Das Quintett aus Karlsruhe tritt mit einem Blackened Deathcore an, der orchestral-atmosphärisch unterlegt wird und dem Treiben von verwandten Kreativgeistern wie Lorna Shore, A Wake In Providence oder Ov Sulfur in nichts nachsteht. Deshalb passt es denkbar gut, dass Josh Schroeder Produktion und Mix verantwortet, der mit fast allen Genannten bereits zusammengearbeitet hat. Angesichts der umrissenen Anlage sind der apokalyptische Anstrich und kompromisslose Anspruch sowie die schiere Brutalität gesetzt. „Zwielicht“ liefert aber auch einige Slam-Parts, wie man sie in den Anfangstagen der Gruppe noch häufiger gehört hat. Einige wirklich schöne Melodiebögen runden die Gemengelage ab. MENTAL CRUELTY bleiben zwingend wiedererkennbare Fixpunkte oder Passagen schuldig, doch das stört angesichts des in sich geschlossenen, homogenen Viertwerks nicht. Eher schon überrascht es, dass der Wechsel des Frontmanns überhaupt nicht ins Gewicht fällt. Nach Vorwürfen sexuellen Missbrauchs hat die Gruppe schnell reagiert und in Lukas Nicolai (Sun Eater) einen mehr als adäquaten Ersatz rekrutiert. „Zwielicht“ markiert einen schlüssigen Nachfolger von „A Hill To Die Upon“, mit dem sich MENTAL CRUELTY international aussichtsreich positioniert haben. Das Mehr an Verdichtung, Bissigkeit und Wagemut wertet den Gesamteindruck nochmals auf und wird es den Deutschen ermöglichen, den nächsten Schritt ihrer Karriere zu gehen.