Die selbstbetitelte Platte der Isländer wartet mit sieben Stücken auf. Direkt zum Auftakt gibt es mit ,Eldhaf‘ ein Epos von etwas über neun Minuten Spielzeit. Das ist mal ein selbstbewusstes Statement. Drei weitere Tracks bewegen sich knapp unter oder sogar über der Grenze von zehn Minuten, wobei insbesondere die beiden letzten Stücke ,Heimsslit‘ und ,Holskefla‘ hervorzuheben sind. Was für Tracks! MÚR trumpfen vom Fleck weg groß auf. Angesichts der Veröffentlichung des Debüts über Century Media überrascht es allerdings nicht, dass der Fünfer qualitativ überzeugt. Das Label führt Acts wie Devin Townsend Project, Alcest, Opeth, Meshuggah und Gojira ins Feld, was alles irgendwie passt, den Nagel aber nicht sauber auf den Kopf trifft. Der Gesang in der isländischen Muttersprache differenziert die Debütanten offensichtlich. Die individuellen Fertigkeiten und das Verständnis für forderndes Storytelling tut dies ebenfalls. Hier sind teilweise studierte Jazz-Musiker zugange, die ihrem Drang frönen, organischen, stilweitenden Metal zu zelebrieren. Diese Gemengelage verspricht vorwärts gerichtete Ideen und Sinn fürs Details. MÚR liefern all dies und noch mehr. Bombast und Pathos auf der einen Seite, satte Brachialität und vertrackte Strukturen auf der anderen. Noch dazu verändern die Isländer die Zusammensetzung ihres Metal zwischen Post und Prog permanent, so dass die Songs immer wieder neue Eindrücke hervorrufen und eindrückliche Intensitätsgrade durchlaufen. Die Gruppe aus Reykjavik tut gut daran, niemandem nachzueifern, sofern allein das zu tun, was sie will und fordert. Auch dieser Umstand spricht für MÚR und lässt ihr Debüt so eindrucksvoll klingen.
(Century Media)