Führt man „Part 1“ aus dem September 2023 mit dem nun nachgelegten „Part 2“ zusammen, ergibt das „Every Sound Has A Color In The Valley Of Night“. Das Mammutwerk von NIGHT VERSES, das sich über insgesamt 14 Tracks spannt, ist damit komplett. Die Aufteilung und zeitliche Streckung ist von den Kaliforniern sowohl clever gewählt als auch nachvollziehbar. Es gibt so viel zu hören und zu entdecken. Im ersten Moment ist man zunächst überfordert und muss sich sortieren. Die Instrumental-Frickler ersinnen spannende Kopfkino-Tracks, die in den kleinen Details und im übergeordneten Wirkungsrahmen begeistern. Das Trio aus Fullerton ist seiner suchenden, ganzheitlichen Musikalität voll und ganz verschrieben. NIGHT VERSES sind als gesanglose Band darauf getrimmt, die Aufmerksamkeit auf andere Art und Weise immer wieder anzuteasern und ihre klanglichen Geschichten zu erzählen. Auf „Every Sound Has A Color In The Valley Of Night“ geschieht dies wiederum facettenreich und nachdrücklich. Das Spektrum reicht dabei von flirrend-leichten Soundscapes über freigeistige Frickligkeit bis hin zu vielschichtiger Brachialität. Wichtig dabei: trotz beständiger Verschiebungen und Umdeutungen reißen die Erzählstränge niemals ab und fühlt man sich mitgenommen. Wie bei Instrumental-Acts üblich, hört jeder Hörer abhängig von seiner musikalischen Sozialisation und Assoziationskraft etwas anderes. Einen verbindenden Faden gibt es allerdings: die Kalifornier kitzeln die Vorstellungskraft ihres Publikums. NIGHT VERSES setzen immer wieder neue Reize, auf die man reagiert. Das Gast-Features von Brandon Boyd (INCUBUS), Anthony Greene (CIRCA SURVIVE) und Justin Chancellor (PUNISHER und TOOL) hätte es nicht bedurft, um als Einschätzung zu formulieren, dass „Every Sound Has A Color In The Valley Of Night“ ein fabelhaftes Album ist, das jeden Hörer zwischen Rock und Metal begeistern sollte.
(Rude/Equal Vision)