Als Mensch und Musikerin sowie mit ihren Songs verbreitet NITA STRAUSS vor allem eins: positive Energie. Rock, Metal, mit oder ohne Gesang – all das ist egal. Die Songs von „The Call Of The Void“ bieten catchy Hooklines, immensen Erinnerungswert und viel handwerkliche Finesse. Für Unterhaltung ist reichlich gesorgt.
Die Kalifornierin ist vielbeschäftigt und erfolgreich. Dass oftmals auf ihr Geschlecht abgestellt und hervorgehoben wird, dass sie eine versierte Gitarristin ist, stört sie nicht: „Es ist offensichtlich, dass ich eine Frau bin“, kontert sie. „Es gibt andere Dinge in meinem Leben, die mich beschäftigen. Es handelt sich ja weder um Kritik noch greift mich irgendjemand an. Ich nehme den positiven Aspekt für mich mit, dass ich als Gitarristin auffalle und man meine Leistungen zu schätzen weiß. Als ist jünger war, habe ich mich über die Differenzierung nach Gitarristen und Gitarristinnen noch aufgeregt, doch das tue ich längst nicht mehr. Im größeren Zusammenhang ist es schlicht unerheblich.“ Im Verlauf ihrer Karriere hat NITA STRAUSS im Tour-Zirkus positive Entwicklungen festgestellt: „Ich toure, seit ich 15 Jahre alt bin. Heute bin ich 36. In 21 Jahren hat sich eine Menge verändert. Heutzutage ist es viel normaler, dass Mädchen und Frauen in Bands sind und touren. Es ist eine erfreuliche Entwicklung, dass man nicht nur primär Sängerinnen und Bassistinnen sieht, sondern auch Schlagzeugerinnen und Gitarristinnen und das sogar in den extremen Spielarten des Metal. Es freut mich, wenn Frauen zeigen, was sie drauf haben.“ Die Kalifornierin tut dies auch und hat gelernt, worauf es ankommt:
„Über die Jahre habe ich bei meinen verschiedenen Engagements und in meinen Rollen verstanden, dass man immer eine Kombination aus seiner eigenen Persönlichkeit und dem, was gerade gefordert ist, an den Tag legen muss. Ein Beispiel: meine Solo-Songs klingen ganz und gar nicht nach Alice Cooper. Um für eine längere Zeit ein Teil seiner Band sein zu können, kann ich nicht komplett ich selbst sein. Das würde einfach nicht passen. Deshalb habe ich mich und meinen Stil an den von Alice Cooper angepasst, ohne mich selbst zu verleugnen oder aufzugeben. Meine Persönlichkeit und Emotionen müssen ebenfalls noch zur Geltung kommen. Andernfalls könnte er jeden anderen beliebigen Gitarristen anheuern. Als ich erkannt habe, dass es einer solche Balance bedarf, ist vieles leichter geworden. Seither lebe ich in meinen verschiedenen Engagements unterschiedliche Charaktere aus. Ob es nun bei Alice Cooper, Demi Lovato, dem Covern von Iron Maiden-Songs, den LA Ramps Football-Games oder meinen Solo-Aktivitäten ist. Ich gehe alles ein Stück weit anders an. Ganz ich selbst bin ich nur dann, wenn ich als NITA STRAUSS auf der Bühne stehe.“ Im Unterschied zum rein instrumentalen Solo-Debüt „Controlled Chaos“ von 2018 wartet das Zweitwerk „The Call Of The Void“ bei neun von 13 Tracks mit Gesang auf. Die Gitarristin hat dies schon beim Songwriting mitgedacht:
„Bei den meisten Stücken hatte ich Stimmfarben und Ideen im Hinterkopf, aber nicht in jedem Fall schon eine konkrete Person“, erzählt die 36-Jährige. „Letztlich hängt das immer auch an Fragen der Verfügbarkeit, wobei jeder, den ich angesprochen habe, auch tatsächlich mitmachen wollte. Die wenigen Fälle, wo es nicht geklappt hat, sind solche, bei denen zeitliche Gründe oder Tour-Aktivitäten das verhindert haben. Als ich an meinem Solo-Album gearbeitet habe, kamen wir gerade aus der Pandemie und jede Band hat genau dasselbe getan. Bisweilen ist es aus vertraglichen Gründen nicht möglich, ein Feature zu übernehmen, wenn beide Platten später in zeitlicher Nähe zueinander erscheinen. Solche Fragen haben es wenigen Sängern verwehrt, mir nicht zuzusagen, doch ich nehme es sportlich. So habe ich die Chance, sie für mein drittes Solo-Album einzuladen.“ Die Dichte großer Namen und Stimmen ist auch so beachtlich: Alissa White-Gluz (Arch Enemy), David Draiman (Disturbed), Anders Friden (In Flames), Chris Motionless (Motionless In White), Lzzy Hale (Halestorm), Dorothy, Alice Cooper und Lilith Czar (Automatic Loveletter). Die bislang ausgekoppelten Singles haben allesamt ansehnliche Abrufzahlen eingeheimst. Dazu gesellen sich Instrumental-Nummern, in denen NITA STRAUSS allein im Fokus steht:
„Ich wusste von Beginn an, was ich mit diesem Album erreichen wollte“, bekräftigt die Musikerin. „Das gilt sowohl für die Stücke mit als auch die ohne Vocals. Die instrumentalen Songs sind ja gerade diejenigen, die herausstellen, was und wer ich als Gitarristin bin. Mir war es wichtig, dass sich zwischen Beidem eine gesunde Balance einstellt. Wessen ich mir auch bewusst bin: instrumentale Songs werden es nie auf Platz Eins in den Rock-Charts schaffen, nicht einmal in den Metal-Carts. Vielleicht ja eines Tages, aber eher unwahrscheinlich. Deshalb lag mein Augenmerk darauf, jeden einzelnen Song des Albums so stark wie nur möglich zu machen und das Beste aus meinen Ideen herauszukitzeln. Es gefällt mir, als Künstler unterschiedliche Dinge zu tun und mich zu fordern. Doch nur, wenn ich ganz für mich instrumental schreibe, bin ich völlig frei.“