Noorvik – Hamartia

Musical Storytelling – So könnte man kurz und bündig umschreiben, was NOORVIK auszeichnet. Wer allerdings mit Instrumentalmusik nicht sonderlich viel anfangen kann, der sollte hier zweimal überlegen. Dem Album liegt die griechische Sage des Tantalos zugrunde, der, undankbar und dreist der Götter Ambrosia stahl und dafür in die tiefsten abgründe des Hades verbannt wurde. Dort erleidet er für alle Ewigkeiten die bis heute in den Sprachgebrauch eingegangenen Tantalusqualen. Soweit zur Geschichte. Doch, kann man das vertonen? Vor allem rein instrumental und ohne jegliche Anleihen bei Oper oder (schlimmer) Musical? Man erinnere sich ganz kurz dem eigenen Musikunterricht: Die Moldau, Bilder einer Ausstellung…klingelt es? Richtig, die Programm-Musik macht es durchaus vor, dass man ohne den Einsatz von Worten Geschichten erzählen kann. Und auch wenn „Hamartia“ noch relativ unspektakulär beginnt, fast schon ein bisschen nichtssagend dahinplätschert, so sollte man dem Album definitiv die Chance zur Entfaltung zugestehen. Spätestens bei Song drei oder vier beginnt die anfänglich hypnotische und dennoch eher entspannte Stimmung zu kippen und man ist gedanklich mittem im Geschehen. Das könnte ohne den Hintergrundtext ebenso gut funktionieren, aber mit dem Wissen um König Tantalos bekommen die Songs auf einer anderen Ebene noch einmal mehr Leben. Dennoch fordert „Amartia“ nicht wenig vom Hörer: Man muss sich einlassen können und es liegt in der Natur der Sache, dass diese Songs nicht als Hintergrundmusik gedacht sind. Dies käme einer Respektlosigkeit gleich. Obgleich ich nicht der allergrößte Fan rein instrumentaler, nennen wir es einmal alternativer Klänge bin, ist das hier mitunter großartig. Große Spannungsbögen, atmosphärische Dichte und eine Story, die nicht nur zeitlos ist, sondern auf ihre Weise viel mit unseren Tagen zu tun hat.

(Tonzonen / Soulfood)