Nichts ist so, wie es scheint. Alles hat zwei oder sogar mehrere Seiten. Es kommt auf die Perspektive an. Ihr wisst schon! Multi-Instrumentalist, Sänger und Produzent Ilja John Lappi hat mit PINHEAD ein Solo-Outlet auf die Beine gestellt, dass ganz bewusst nicht eindeutig aufspielt. Es ist kein Zufall, dass der Bassist und Sänger von The Hirsch Effekt sein Projekt nach der Figur aus „Hellraiser“ benannt hat, auf die dasselbe zutrifft. Der Künstler aus Niedersachsen nutzt die Chance des Solo-Ausflugs, um all das auszuprobieren und zu tun, was im Kontext seiner Hauptband nicht angemessen wäre. Die Folge ist ein variantenreiches, vorwärts gerichtetes Album, das begeistert. Es erklingen Rock und Metal, wobei Präfixe wie Core, Post, Prog und Art nach Belieben hinzugefügt werden können. Nötig ist dies indes nicht. PINHEAD agiert ganzheitlich und übergeordnet wertvoll. Die Feinheiten werden zwar detailliert ausstaffiert, doch wichtiger für die Rezeption ist der größere Bedeutungs- und Wirkungsrahmen. Inhaltlich geht es verkürzt um Gegensätzlichkeiten. Musikalisch bietet „Egomessiah“ eine tolle Entsprechung dessen. Ilja John Lappi findet hörbar Spaß daran, tollkühne Ideen umzusetzen und seinen Vorwärtsdrang scheuklappenfrei auszuleben. Das gilt sowohl für die vertrackten und harten als auch die atmosphärischen und eingängigen Parts des Albums. PINHEAD repräsentiert eindrückliche Kontraste auf eine vielfältige Art und Weise. Noch besser: Das Solo-Outlet wird auch Konzerte spielen, die Live-Band aus Gitarrist Florian Fleischer (Deine Cousine), Bassist Marc „Moorbius“ Andrejkovitz und Schlagzeuger Simon Schröder (Oomph, Cypecore) bestehen.
(NoCut/SPV)