Bob Nekrasov hat mit REBEL WIZARD ein Solo-Outlet geschaffen, mit dem er einen mystischen Metal-Kosmos entwicklet und allen Facetten seiner Persönlichkeit Ausdruck verleiht. „Magickal Mystical Indifference“ heißt das Drittwerk des Australiers.
Der Ansatz des so genannten Negative Wizard Metal ist so radikal und egoistisch, wie es bei einem Alleingang sein sollte: „Ich denke überhaupt nicht darüber nach, ob meine Musikalität in diese oder jene Richtung tendiert und wie sie sich im Zeitverlauf ändert“, stellt Bob klar. „Die Leute werden es am Ende sowieso so auslegen, wie sie es wollen. Meine Musik variiert von Mal zu Mal. Für mich ist das faszinierend, weil das Ganze zunächst einmal nur für mich gemacht ist. In meinem Verständnis sind meine Songs weder dunkel noch nihilistisch geprägt. Diese Elemente sind da sicherlich mit drin, aber nur Facetten meiner Persönlichkeit, die in der Musik insgesamt mit aufgehen und erst in ihrem Zusammenspiel das ganze Bild formen. Diesem Bild nähere ich mich mit Freiheit und Offenheit an. Es geht also nicht nur um Wut, Freude oder was auch immer. Ich schließe nichts aus, sondern lasse alles zu, auch wenn ich oft die Fäuste balle. Das ist die Energie hinter den Gefühlen, die man hört, wenn das einen Sinn ergibt, es so zu sagen. Darin liegt die Herausforderung für mich, nicht in einer vorgetäuschten Realität.“
Im Kontext von REBEL WIZARD sieht man sich unter anderem Sounds zwischen Black, Thrash und Heavy Metal sowie Noise- und Psychedelic-Rock ausgesetzt: „Da gibt es so viel, doch es ist nicht nur Musik“, erwidert der Australier. „Hier kommen all meine Erfahrungen und all die Dinge, die mich geformt haben, zusammen. Für das, was ich tue, gibt es keinen greifbaren Fixpunkt. Es geht darum, einen vollwertigen Ausdruck dieses seltsamen Selbsts zu erschaffen. Das alles ist eine sehr lange und verworrene Geschichte.“ Nicht zuletzt deshalb ist Bob auf Solo-Pfaden unterwegs: „Es ist ganz bewusst ein Ein-Personen-Projekt und keine Gruppe. Schon während meines ganzen Lebens habe ich so etwas in verschiedenen Formen versucht. Jetzt, da ich älter bin, fällt es mir zunehmend leichter, los zu lassen und das zu erschaffen, was die Astralebene zum Schwingen bringt. Alles fing damit an, dass ich mich amüsieren und herausfordern wollte, ohne darüber nachzudenken, ja sogar ohne überhaupt zu denken, dass irgendjemand diesen Unsinn überhaupt mögen könnte. Ich habe mir einen kreativen Raum geschaffen, in dem ich mich völlig frei fühle und der für mich und in mir so wunderbare Energie hervorruft. Für mich gibt es keine andere Absicht.“
Exakt das hört man auf den Platten von REBEL WIZARD, deren Entstehen für Bob nur folgerichtig ist: „Die musikalische Entwicklung verläuft als ganz natürlicher Prozess. Was man hört, ist, wer ich bin und woraus ich gemacht bin. All das hat sich im Laufe meines Lebens ergeben. Das Projekt ist nicht als Black Metal-Band oder so geformt worden. Es repräsentiert schlicht das, was in mir ist und was ich bin. Doch für mich ist es etwas Besonderes, weil alles mit einfließt, was ich liebe und mich auszeichnet: Musik, Philosophie, Mystik, Erfahrungen, usw. Um es ganz unverblümt zu sagen: seit meiner Kindheit wollte ich ein Heavy-Metal-Zauberer sein. Ich bin also nur meiner Berufung gefolgt, ziehe keine Grenzen und treffe keine bewussten Entscheidungen über die Richtung oder Zusammensetzung meiner Musik. Es ist, was es ist. Darauf lässt sich alles herunterbrechen. Ich habe das Gefühl, dass man erstickt, wenn man über alles nachdenkt, also tue ich es nicht.“
Dass die Platten von REBEL WIZARD international veröffentlicht werden und das Interesse von Hörern finden, überrascht den Künstler: „Bei all dem Unsinn, den ich verzapfe, hätte ich niemals gedacht, dass irgendjemand das jemals hören möchte oder es Widerhall finden würde. Man muss sich schon konzentrieren oder es irgendwie ansatzweise kapieren, um es zu genießen. Doch noch einmal: ich habe die Songs für mich gemacht. Die Einflüsse sind so vielfältig, bizarr und vor allem zutiefst persönlich. Dann fingen einige Leute an, sich darauf einzulassen. Anfangs machte mir das Angst, doch dann erinnerte ich mich daran, dass meine Person nicht real ist. Wir alle bestehen aus nichts. Also ging ich zurück an die Arbeit. Mit „Magickal Mystical Indifference“ bekomme ich jetzt noch mehr Korrespondenz von Menschen und das ist wunderbar. Ich versuche, mit mir selbst nicht zu hart ins Gericht zu gehen. Das ist das Entscheidende. Ich vermeide es, mir gutes Feedback zu geben. Mitunter denke ich, die Leute werden vom Label dafür bezahlt, nette Dinge zu sagen. Das letzte Album war recht zugänglich. Das neue ist nicht so schick, doch damit bin ich sehr zufrieden.“
Das ist nur ein weiterer Beleg dafür, dass Bob Nekrasov allein auf sich und seine Interessen schaut: „In meinem Geburtshoroskop steht vermerkt, dass ich Trends nicht folgen kann. Das ist mir einfach nicht möglich. Wenn ich versuche, Mainstream oder so zu machen, ist das mein Kryptonit. Ich bin mit Punk und Metal aufgewachsen, aber auch mit einer Menge bewusstseinsbrechender Philosophie. Mich haben gemeinhin diejenigen inspiriert, die ihr eigenes Ding durchziehen. Für mich ist es immer ein Außenseiter-Ding. Gegen die zwanghafte Banalität unserer Zeit kann ich immun und frei sein und eine spirituelle Anarchie oder magisch-mystische Gelassenheit leben, durch die ich im Einklang mit der höheren Macht majestätischer Heavy-Metal-Riffs stehe. Ich bewege mich jenseits von allem und verspüre Energien, die befreiend wirken. Dabei zapfe ich einen unendlichen Strom an. Was alles antreibt, ist Liebe. Wenn ich all dies tue, empfinde ich reine Liebe.“