SOUL GLO – Diaspora Problems

Was SOUL GLO auf ihrem Epitaph-Einstand „Diaspora Problems“ vom Zaun brechen, geht schon in Richtung Kulturkampf. Und das in mehrfacher Hinsicht. Das beginnt beim wilden Crossover, den das Quartett stilistisch auffährt. Hardcore, Punk, Mathrock, Noise-Rap und Screamo werden entlang einer kreativ überbordenden Experimentierfreude und dem Willen, sich der Nutzung gängiger Konventionen zu verwehren, wüst miteinander kombiniert. Das Ergebnis dessen, lässt sich schwer beschreiben, ist aber definitiv mehr als nur die Summe der genutzten Einzelteile und in jedem Fall hörenswert. Textlich thematisieren SOUL GLO unter anderem ihre Erfahrungen als freigeistige Gruppe, die von ihrer Musik leben möchte, im Spannungsfeld zwischen gelebter DIY-Ethik und Kontakten zur etablierten Musikindustrie. Die Songs von „Diaspora Problems“ sind über einen mehrjährigen Zeitraum hinweg in einem nicht fertiggebauten Supermarkt und dem Proberaum der Band entstanden und produziert worden. Von der langen Entstehungszeit zu erfahren, überrascht. SOUL GLO klingen allein impulsiv, situativ und in jeder Hinsicht unstet. Scheinbar liegt all dem aber doch eine Menge Planung und Absichtsumsetzung zugrunde. Was den Kulturkampf anbelangt, ist auch der in den USA existente Alltagsrassismus ein Thema für die Gruppe aus Philadelphia, die überwiegend aus farbigen Musikern besteht. SOUL GLO schonen weder sich noch ihre Hörer und gehen gefühlt stets dorthin, wo es wehtut. „Diaspora Problems“ fällt als krass und extrem auf. Solche Sounds und Wirkungen überraschen aber kaum, wenn man sich vor Augen führt, welche Themenfelder die Musiker abreißen.

(Epitaph/Indigo)