THERAPHOSA – Inferno

Dass sich eine französische Band von dem Werk inspirieren lässt, das als Grundlage der modernen italienischen Sprache gilt, überrascht vielleicht. Andererseits gilt die „Göttliche Komödie“ von Dante Alighieri zugleich als eines der größten Werke der Weltliteratur. Während sich der Schöpfer noch mit Hölle, Fegefeuer und Paradies beschäftigt, stellen THERAPHOSA auf ihrem Zweitwerk primär auf die neun Kreise der Hölle ab und widmen sich den dunklen Facetten der menschlichen Natur. An dieser Ausgangslage gemessen, klingt das vielsagend „Inferno“ betitelte Album unverhofft offen, leichtverdaulich und wohlklingend. Die Brüder Vincent, Matthieu und Martin Dubout wählen einen Kopfkino-Ansatz mit cineastischer Anmutung. Stilistisch setzt das Trio aus Paris auf einen Rock-Metal, der sich in etwa gleichberechtigt aus beiden Spielarten zusammensetzt. Die vorwärts gerichtete Kreativität und Einstellung der Franzosen ist für das Gelingen des gewählten Mammutkonzepts ohnehin wichtiger. THERAPHOSA treten als umsichtige, fordernde Songwriter und Musiker in Erscheinung, deren Kompositionen tiefer reichen und komplexer angelegt sind, als es zunächst erscheint. Stück für Stück taucht man immer weiter in die neun Kreise der Hölle hinab, um festzustellen, dass „Inferno“ doch gehörig düster und beklemmend angelegt ist – Chöre und orchestrale Akzente inklusive. Es handelt sich beileibe nicht um die erste musikalische Interpretation der „Göttlichen Komödie“. Die Version von THERAPHOSA ist deshalb spannend und hervorzuheben, weil das Trio aus Paris einen anderen, eigenen Zugang ersinnt, der eher hinterrücks, dafür dann aber umso heftiger wirkt. Gerade auch dann, wenn man auf die Texte hört.

(Circular Wave)