Therion – Beyond Sanctorum Reissue

Manchmal muss man ein bisschen in der Geschichte kramen, um die Gegenwart ein bisschen besser zu verstehen. Blättern wir im Buch der Musikgeschichte ein bisschen zurück. Wir schreiben das Jahr 1992. Death Metal erlebt einen ungeahnten Boom. Das schwarze Album von Metallica ist zwei Jahre alt und hat die Metal-Community in zwei Teile gespalten. Mann konnte ja auch noch nicht ahnen, dass es ab da noch weiter abwärts gehen würde. Aber, zurück zum Death Metal. Die Epizentren dieses damals noch recht jungen Stils, der bis dahin extremsten Form des Heavy Metal, formen sich um die Regionen Florida und Südschweden. Hier spielt man technisch anspruchsvollen, oft okkult oder satanisch gefärbten Death Metal, dort setzt man eher auf Melodie gepaart mit Härte. Wer seinerzeit die Frühphase von THERION nicht mitbekommen hat, vielleicht sogar erst bei „Theli“ einstieg, der wird hier nicht schlecht staunen. „Beyond Sanctorum“ hat so rein gar nichts mit Symphonic Metal, schon rein gar nichts mit Gothic zu tun. Es handelt sich um teils etwas experimentellen Death Metal, der aber seine Herkunft aus Schweden nicht verleugnen kann. Hier und dort blitzen auch dann die Elemente auf, die später für THERION wegweisend werden sollten. Erstmals experimentieren THERION hier mit Klargesang und Keyboards. Das mag seinerzeit bei den Vertretern der reinen Lehre gar nicht gut angekommen sein, ist aber aus heutiger Perspektive eine logische Progression gewesen. Was „Beyond Sanctorum“ hingegen bei aller Experimentierfreude auszeichnet ist ein gewisser dilettantischer Charme, der von einigen Passagen ausgeht. Man ahnt das Potential, das allerdings erst später in der Geschichte voll zur Entfaltung kommen sollte. Aus heutiger Perspektive ist „Beyond Sanctorum“ nicht nur ein wichtiges Stück Musikgeschichte, sondern für 1992 ein wegweisend progressives Album.

(Hammerheart Records)