Thun – II

Ich muss ja schon sagen: Ungeachtet, dass es ja sicher eine Frage des Geschmacks ist, ist das Cover der neuen Scheibe der Allstar-Formation THUN doch wirklich eines der geschmacklosesten Artworks, das mir seit langem untergekommen ist. Aber, es kommt ja nicht auf die Verpackung an, sondern auf den Inhalt. Und der ist unerwartet wie exzellent . Einmal mehr hat hier Nile-Chef Karl Sanders die Lead-Gitarre übernommen und schon die ersten Takte von ‚Where All Truths Lie‘ erinnert frappierend an die Hauptband mit dem Faible für das alte Ägypten. Aber, THUN zocken Musik, die sich wesentlich von Nile unterscheidet. Abgesehen von einer anderen lyrischen Ausrichtung, ist auch die Musik auf „II“ nicht ganz einfach zu umschreiben. Textlich geht es um das Konzept des „Bull Elephant“, offenbar einer Figur, die dem erweiterten Universum der Kreaturen von H.P. Lovecraft entstammt und ebenso Namensgeber einer Band ist. Die Story handelt von einem Elefanten, der reanimiert von den Nazis zu einer Kriegsmaschine gemacht werden soll. Soweit, so bizarr. Ob einer der hier beteiligten Musiker zu BULL ELEPHANT gehört, das weiß man nicht, da es sich um ein anonymes Künstlerkollektiv handelt. Alles sehr mysteriös. Weitaus weniger mysteriös hingegen ist die Musik auf „II“. Es handelt sich um eine zunächst ungewöhnlich und obskur anmutenden Mischung aus Doom und Death Metal. Hinzu gesellen sich langsame Parts, die auch jeder Stoner-Band zur Ehre gereichen würden. Diese drei Fäden nun nimmt das Trio auf und verknüpft sie mit psychedelischen Einflüssen, die gut aus den 70ern stammen könnten und dem Ganzen eine noch seltsamere Avantgarde-Atmosphäre aufdrücken. Das wiederum passt natürlich gut mit der Story hinter dem Album zusammen. Zwischendurch gibt es dann sogar an Black Metal erinnernde Blastbeat-Parts. Über allem thront das immer erkennbare Gitarrenspiel von Karl Sanders. Ich muss gestehen, dass ich auch nach mehreren Durchläufen immer noch Schwierigkeiten habe, mit dieser Melange warm zu werden. Es liegt dabei weder an der Qualität der Musiker, noch an der Qualität der Ideen. „II“ ist einfach ein denkbar seltsames und dabei auch noch sperriges Album. Interessant allemal, aber im besten Falle seltsam.

(Eat Lead And Die Music)