Auf ihrer 2019er Einstands-EP propagierten die Düsseldorfer noch „Kontrolliertes Chaos“. Nun setzt sich die sechsköpfige Gruppe aus NRW mit der „Erotik des Zerfalls“ auseinander, wobei Zerfallsprozesse eher wieder in Richtung Durcheinander und Chaos tendieren. SINNFREI thematisieren verschiedene Problemfelder der modernen Gesellschaft – etwa Verschwörungstheoretiker, Entfremdung, Anonymität und Zukunftsängste. Damit abfinden wollen sich die Musiker hörbar nicht. Ihr animierender, eingängiger Ska-Punk ist bestens dafür geeignet, Menschen zusammenzubringen und zu verbrüdern. Beschwingt, mit Bläser-Fraktion und – unvermeidlich – hymnischen Refrains: so entwickelt sich die „Erotik des Zerfalls“. Ernste und lockere Texte und Gedanken gehen dabei Hand in Hand. SINNFREI postulieren eine positive Lebenseinstellung und wollen ihr Publikum – zumindest für die Spieldauer ihrer Tracks – aus dem grauen Alltag mit seinen Problemen reißen. Das Düsseldorfer Sextett verzichtet auf Pathos und Plattitüden und präsentiert sich durchgängig nahbar und authentisch. Gelegentlich geht es stark in Richtung Rock, aber das ist angesichts der Ska-Punk-Positionierung naheliegend und passt. Der Vollzeit-Einstand von SINNFREI ist gelungen und überzeugt. Wer Gruppen wie Rantanplan mag, ist hier genau richtig.

(Dackelton)