Mit „Saudade“ präsentieren DEEZ NUTS ihren mittlerweile siebten Longplayer. Und der klingt von Beginn an spürbar anders. Die Band um Frontmann JJ Peters und Gitarrist RealBad zeigt sich gereift, reflektierter und überraschend vielschichtig. Eine Tiefe, die man in dieser Form bislang nicht mit dem australischen Hardcore-/Rapcore-Kollektiv in Verbindung gebracht hätte. Seit der Veröffentlichung von „You Got Me Fucked Up“ ist einiges passiert – persönlich, musikalisch und strukturell. All das schlägt sich hörbar auf Sound und Inhalt der Songs nieder. Der Album-Titel verweist auf das portugiesische Wort „Saudade“, das einen Zustand melancholischer Sehnsucht beschreibt – eine Mischung aus Einsamkeit, Nostalgie und emotionaler Unruhe. Und genau diese Stimmung zieht sich wie ein roter Faden durch das Album. Zwar treten DEEZ NUTS weiterhin mit der gewohnten Portion Selbstbewusstsein und direkter Klanggewalt auf, doch textlich hat sich der Fokus verschoben: Weniger Provokation, mehr persönliche Geschichten aus dem Alltag, mehr Nachdenklichkeit. JJ Peters bleibt kantig, aber zeigt sich auch von seiner verletzlichen Seite, ohne dabei an Authentizität zu verlieren. Ein Blick auf das aktuelle Band-Foto offenbart zudem eine markante Veränderung im Line-up: Von einer rein australischen Band kann keine Rede mehr sein. Mit dem portugiesischen Bassisten Apolinário „Poli“ Correia (Devil In Me, Sam Alone & The Gravediggers) und dem kanadischen Schlagzeuger Jesse Labovitz (No Warning) ist DEEZ NUTS internationaler denn je aufgestellt. Entstanden ist das Album in Portugal, wobei sich der Ortswechsel ebenfalls auf die Atmosphäre und den kreativen Prozess ausgewirkt haben dürfte. Produziert wurde „Saudade“ erneut mit Unterstützung von Andrew Neufeld (Comeback Kid), der nicht nur hinter den Reglern stand, sondern auch mit einem Gast-Feature vertreten ist. Die Handschrift des kanadischen Hardcore-Veteranen ist spürbar, ohne die Eigenständigkeit der Band zu überlagern. Musikalisch bleibt das Fundament unangetastet: Die bewährte Mischung aus Punk, Hardcore und Rapcore bildet weiterhin das Rückgrat des Albums. Doch die neuen Tracks wirken durchdachter, strukturierter und bieten mehr spielerische Substanz. DEEZ NUTS setzen auf Dynamik statt bloßer Härte, auf Groove statt bloßem Gebrüll und liefern damit ein Werk ab, das sowohl alte Fans abholt als auch neue Hörer neugierig macht.
(Century Media)