HEROD

Die Schweizer Band HEROD ist hart zu sich selbst und zu ihren Hörern. Die Themen ihrer Veröffentlichungen sind dabei so existenziell und schonungslos ausgearbeitet wie die Sounds zwischen Mathrock, Post-Hardcore, Djent, Noise, Sludge und Prog-Metal ausfallen. Alles erscheint düster, ausweglos und dystopisch. Diesem Verständnis folgend, erscheint mit dem negativ aufgeladenen „Iconoclast“ ein für das Quartett typisches Album. Einmal mehr sieht man sich mit unbequemen, derben Songs konfrontiert, die Konzentration fordern, Kraft rauben und bitter aufstoßen. „HEROD begann als Soloprojekt“, erzählt Gitarrist und Komponist Pierre Carroz. „Drei Platten später ist der Prozess immer noch derselbe. Wir beginnen mit meinen Riffs und Ideen und bauen die Musik dann zusammen als Band in einem langen, gemeinsamen Prozess auf. Ganz zu Beginn war das künstlerische Ziel, Musik zu erschaffen, die auf progressiven und Post-Core-Einflüssen basiert. Das ist auch heute noch der Fall, doch wir haben uns als Band weiterentwickelt. Auf „Iconoclast“ führen wir all die Aspekte, die unsere Band ausmachen, fort. Für mich als Hauptkomponisten und Gitarristen ist es die erste Produktion, bei der ich die Vision des Gitarren-Sounds vorschlagen und leiten konnte.“

Die bewusste und präzisere Umsetzung der eigenen Ansprüche und Konzepte ändert nichts daran, dass die Beschäftigung mit HEROD Durchhaltevermögen erfordert: „Ich bin mir dessen bewusst, dass wir mit sehr zerebraler und manchmal unverdaulicher Musik gegen den Strom schwimmen“, entgegnet Pierre. „Mein Verhältnis zur Komposition ist heute sogar noch konfliktreicher als früher. Wir haben aber auch Dinge wie das Feature mit dem bulgarischen Chor ausprobiert. Das war etwas, was mir sehr am Herzen lag, da „Les Mystères des Voix Bulgares“ die Musik war, die ich als Kind zu Hause gehört habe. Für das neue Album haben wir versucht, Songs zu komponieren, die in Bezug auf Komposition und Produktion etwas mehr dem Mainstream entsprechen und unzählige Stunden damit verbracht, die Instrumentalstücke zu komponieren, zu arrangieren und zu proben.“ Der Gastauftritt von Matt McGachy von Cryptopsy passt mit der formulierten Absicht kaum zusammen, unterstreicht dafür aber die grundsätzliche Stoßrichtung der Schweizer. Das stimmliche Wirken des früheren The Ocean-Sängers Mike Pilat, der Teil der Band-Besetzung ist, lässt hingegen einige wiedererkennbare Momente entstehen. Das Gast-Feature von Loïc Rosetti (The Ocean) taugt ebenfalls für einen nachwirkenden Eindruck. In seiner Gesamtheit ist „Iconoclast“ allerdings kaum als zugänglich und verträglich zu beschreiben – als facettenreiches, forderndes und spannendes Post-Metal-Werk aber schon:

„Es fällt mir nicht leicht, mit dem HEROD-Prozess zu leben“, kontert der Gitarrist und Projekt-Gründer. „Zwischen den ersten Riffs und Ideen und ihrer Veröffentlichung vergehen vier bis fünf Jahre. Am Ende kann ich keinen dieser Songs mehr hören und gerade dann ist es erst an der Zeit, über sie zu sprechen.“ Welcher Rahmen für die Beschäftigung mit dem Drittwerk geeignet ist und welche Wirkung es entfaltet, umreißt Pierre wie folgt: „Wer sich in völlige Dunkelheit begibt und das Album hört, wird sich des Anthropozäns und Endes unserer thermo-industriellen, jüdisch-christlichen Zivilisation tief bewusst. Dafür ist „Iconoclast“ der passende Soundtrack.“ Es ist demnach kein Zufall, dass man die Songs von HEROD als destruktiv, ernüchternd und in vielfacher Hinsicht gnadenlos wahrnimmt.

www.herodnoise.com