LAURA JANE GRACE – Stay Alive

Die Gedanken müssen raus, die Gefühle verarbeitet werden. Es hat sich einiges aufgestaut. Da Pandemie-bedingt viele Einschränkungen vorherrschen und die nominellen Band-Mitglieder nicht ebenfalls in Chicago leben, legt die AGAINST ME!-Frontfrau kurzerhand eine Solo-Platte vor. Von Beginn an ist Gänsehaut pur angesagt. Das liegt einerseits an der eindringlichen Stimmung und dem schroffen Charme – der rohen Produktion von STEVE ALBINI sei Dank – sowie andererseits an den grundehrlichen Texten. LAURA JANE GRACE hat diese Stücke geschrieben, um in Covid-Zeiten nicht verrückt zu werden und sich zu beschäftigen. „Stay Alive“ – der Titel ist programmatisch auszulegen. Man hört, dass die Tracks spontan und impulsiv entstanden sind. Ecken und Kanten, aber auch Zeilen, die in einem längeren Arbeitsprozess wohl noch einmal überarbeitet worden wären, zeugen davon. Doch gerade die daraus resultierende Authentizität zeichnet dieses Album aus. Zumeist braucht es nicht mehr als einer Akustik-Gitarre, damit LAURA JANE GRACE ihr Empfindungs- und Alltags-Chaos gefühlsecht in Songs überführt, in denen man sich schnell wiederfindet. Das verordnete soziale Abstandhalten, die emotionale Isolation und existente Zukunftssorgen prägen „Stay Alive“ ebenso wie die Unzufriedenheit mit den USA unter Präsident Trump. In der reduzierten und couragierten Ausgestaltung ihrer Tracks erinnert die AGAINST ME!-Frontfrau von der mitschwingenden folk-punkigen Attitüde her an FRANK TURNER, wenn er allein mit Akustik-Gitarre antritt, oder auch an BILLY BRAGG.

(Big Scary Monsters)