LLNN

Ein Album wie „Unmaker“ ist für die Jahreszeit des abnehmenden Lichts und zunehmender Dunkelheit wie geschaffen. LLNN inszenieren ihr Spiel ausnahmslos destruktiv und bitter. Die Dänen straffen ihren Ansatz auf dem Drittwerk und klingen in der kompakten Darbietung noch ruppiger und bedrohlicher.

In den Untiefen zwischen Post-Metal, Düster-Hardcore, Noise, Industrial, Sludge, Mathrock und Drones haben die Dänen ihre Spielwiese gefunden: „Wir lieben unsere Band absolut“, bestätigt Synthesizer-Mann Ketil. „Deshalb ist LLNN auch im Jahr 5000 für uns immer noch vorstellbar. Als wir die Band gründeten, waren wir neugierig, wie die Konstellation mit den filmischen Elementen funktionieren würde. Als wir dann herausfanden, dass sie tatsächlich eine Menge Potenzial besitzt, haben wir unser Raumschiff aufgetankt und sind voll eingestiegen. Mein Blick auf unseren Sound: er ist verdammt massiv, emotional und sehr gut definiert. Der Sound von LLNN entsteht aus einer Menge von Gefühlen, die wir im Laufe unseres Lebens sammeln, und das wird ausgedrückt. Wir haben absolut das Gefühl, dass die meisten Leute unseren Sound verstehen, weil wir nicht die einzigen sind, die mit einer Menge launischer Gefühle im Alltag herumlaufen.“

Die nochmalige Aufwertung der elektronischen Elemente freut Ketil: „Die Integration von elektronischer Musik in die Hardcore-Szene ist nicht neu, aber ich denke, dass es heutzutage akzeptierter ist, einen Synthesizer auf die Bühne zu stellen. Wir treffen inzwischen häufiger auf Bands, die eine ähnliche klangliche Mission verfolgen, was schön ist. Die Erwartungen der Leute sind unser kreativer Treibstoff. Wir wussten, dass unsere Fans mehr verlangen als zuletzt von „Deads“. Sowohl, was unser Können als auch unsere Kreativität angeht. Also hatten wir das während des gesamten Schreibprozesses im Hinterkopf, haben aber auch von uns selbst mehr erwartet.“ Ein roter Faden ist im Spiel von LLNN dabei bemerkbar: „Wenn ich mir unser frühes Material anhöre, bin ich davon überrascht, wie sehr es mit unseren neueren Songs übereinstimmt“, äußert Ketil. „Dennoch entwickeln wir unseren klanglichen Ausdruck und unser Können beständig weiter, wenn wir etwas Neues schreiben. Deshalb kann man sagen, dass „Unmaker“ unser bis dato bestes Album ist.“

Gitarrist und Sänger Christian verweist diesbezüglich auf die Veränderungen, die von der Band bewusst vorgenommen worden sind: „Wir verlassen uns stark auf unsere Intuition, sind aber kein Raumschiff, das ziellos durch den Kosmos fliegt, ohne einen Kapitän oder ein Ziel zu haben. Normalerweise setzen wir uns Ziele, wenn wir mit dem Schreiben beginnen. Manchmal taucht auch ein übergeordnetes Thema auf und wir beschließen, es zu verfolgen, um zu erfahren, wohin es uns führt. So hatten wir zum Beispiel die Nase von der mangelnden Flexibilität voll, die lange Songs unweigerlich mit sich bringen. „Unmaker“ sollte deshalb keine langen Songs mehr haben, zumindest im Vergleich mit unseren Mitstreitern. Das ist allerdings eine Herausforderung. Was wollten wir aus unserer Musik entfernen, um dieses Ziel zu erreichen? Wie können wir prägnanter werden? Was repräsentiert uns als Band? Im Arbeitsprozess wurde uns klar, dass die längeren instrumentalen Abschnitte verschwinden, wir uns mehr auf klassische Song-Strukturen konzentrieren und wir uns ganz auf unsere Fähigkeit verlassen müssen, heavy und intensiv zu sein und irgendwie die Melodie darin zu finden, ohne die unerbittliche Intensität unserer Musik zu beeinträchtigen. Wir leben für diese Art von Herausforderungen. Das macht so viel Spaß.“

Derartige Brüche finden nicht überall Zuspruch. Noch dazu wird die Arbeitsweise von LLNN nicht der schnellen Konsumgesellschaft mit ihren kurzen Aufnahmespannen gerecht: „Es geht fast schon zu schnell und das erlebe ich selbst“, erwidert Christian. „Ich stehe total auf ein amerikanisches Rap-Kollektiv namens Griselda Records, doch es kommt mir so vor, als hätten sie jedes Mal, wenn ich blinzle, 15 neue Platten veröffentlicht. Da können wir einfach nicht mithalten, und ich mache mir Sorgen, dass sich die Leute auf der Suche nach etwas Neuem nicht die Zeit nehmen, die Musik, die sie hören, zu genießen. Ich kenne jedoch keinen anderen Weg, Musik zu machen, als den, den wir gerade mit „Unmaker“ eingeschlagen haben. Ein Problem, auf das ich in letzter Zeit immer wieder gestoßen bin, ist die allgemeine Konservativität unseres Genres, die mich sehr überrascht. Sobald wir uns nicht an die Regeln halten, werden einige Leute richtig wütend. Es gibt diese seltsame Erwartungshaltung an Bands, alles für jeden sein und alle Kästchen abhaken zu müssen. Gerade erst kürzlich hatte ich eine lange Diskussion mit jemandem über LLNN und genau dieses Thema. Er beschimpfte mich, weil „Unmaker“ ohne lange, stimmungsvolle Instrumental-Passagen auskommt und war so aufgebracht, dass es sich anhörte, als hätte ich gerade sein ganzes Essensgeld gestohlen.

Doch wir schulden diese Art von Passagen niemandem. Ich sagte ihm, er solle sich stattdessen eine Platte anhören, die diese Passagen enthält. Wir wollen und können nicht alles für jeden sein und es ist völlig in Ordnung, in unserer eigenen kleinen Spur zu navigieren. Wenn wir nicht nach eurem Geschmack sind, hoffe ich, dass ihr etwas findet, was eure Lücke füllt. Wenn wir es doch sind: willkommen zur Weltuntergangsparty! Für mich ist „Unmaker“ als Album an sich schon Erfolg genug. Ich bin sehr stolz auf das, was wir damit erreicht haben. Es ist wie eine Zeitkapsel unseres Lebens in genau dem Moment, als wir es aufgenommen haben. Das ist für immer. Alles andere ist es nicht.“

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