OV SULFUR

Auf dem Debüt von OV SULFUR treffen extreme Brutalität und Frickelei auf melodische Hooklines und einprägsamen Clean-Gesang. Das Quintett aus Las Vegas setzt auffällige, tief reichende Tracks, die nachwirken. „The Burden Ov Faith“ repräsentiert dabei Blackened Deathcore im besten Verständnis.

Picture Blaqk Rabbit

„Diese stilistische Verortung ist auf keinen Fall lästig und wir nehmen sie voll und ganz an“, erklärt Gitarrist Chase Wilson. „Unser Stil ist ja hauptsächlich von Black Metal und Deathcore beeinflusst. Wenn mich allerdings jemand fragt, welche Musik wir spielen, bezeichne ich uns einfach als Metal-Band. Bei uns gibt es so viele genreübergreifende Stücke, dass es in meinen Augen schwierig ist, uns in ein bestimmtes Genre einzuordnen.“ Da hat der Musiker aus Nevada einen Punkt. OV SULFUR verfolgen einen Hart-Zart-Ansatz, der polarisiert: „Jeder hat seine Meinung und Musik ist nun einmal subjektiv“, erwidert Chase. „Was für den einen Müll ist, kann für den anderen einen Schatz darstellen. Ich genieße es sehr, laute und wütende Musik zu spielen, weil sie für mich ein Ventil ist, auf das ich meine Energie konzentrieren kann. Es ist auf so viele Arten herausfordernd und lohnend, dass ich gar nicht wüsste, wo ich mit meiner Traurigkeit, Wut und Frustration hin sollte, wenn ich sie nicht in unsere Songs überführen könnte.“

Das Quintett um Frontmann Ricky Hoover (ex-SUFFOKATE) hat sich einen auffälligen Stil erarbeitet, der dem Deathcore-Genre eine weitere Facette hinzufügt: „Mit gefällt es, ständig neue Bands zu entdecken, die einen Weg finden, noch härter zu werden und die Grenzen weiter zu verschieben“, freut sich der Gitarrist. „Wer hätte schon gedacht, dass wir in zehn oder 20 Jahren noch ekelhaftere Sachen hören würden als die, mit denen wir aufgewachsen sind. Bezüglich OV SULFUR habe ich das Gefühl, dass wir unser Spiel ebenfalls auf eine eigene Art und Weise ausreizen. Wir sind immer noch sehr extrem und heavy, versuchen aber gleichzeitig, Dinge wie Gesang und Melodie einzubauen. Weil wir unsere extreme Natur beibehalten, ist das oftmals ein schwieriger Balanceakt.“ Die Gruppe aus Las Vegas hat weiteres Eskalationspotenzial bereits erkannt: „Zwischen all der Technologie heutzutage und der Kreativität der Menschen, die ihre Instrumente auf individuelle Weise einsetzen, gibt es immer noch viele Sounds und Möglichkeiten, noch härter zu werden“, ist Chase überzeugt. „Es gibt beispielsweise Bands, die Gitarren als perkussives Instrument einsetzen, oder Sänger, die Klänge und Techniken ausprobieren, die noch ekliger klingen als alles, was man bisher kannte. Musik ist ein schier endloses Tal der Möglichkeiten.“ In ihrer Fünfer-Konstellation fordern sich OV SULFUR zunächst selbst zu Höchstleistungen heraus:

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„Was meine Beziehung zur Musik angeht, so hat sie sich durch diese Band zum Positiven verändert. Lange Zeit war ich mit meinem Gitarrenspiel und meinen Songwriting-Fähigkeiten selbstzufrieden. Seit ich Teil dieser Gruppe mit so fantastischen Musikern bin, habe ich mich dazu gezwungen, der beste Gitarrist und Songwriter zu sein, der ich sein kann. Wir streben danach, die Härte unserer Songs beizubehalten und sie dennoch angenehm hörbar anzulegen. Gleichzeitig sind wir Jungs, die versuchen, Dinge zu tun, die uns von der Herde abheben. Deshalb gehen wir absichtlich Risiken ein. Wir machen die Musik zuallererst für uns selbst und versuchen nicht, einen viralen Algorithmus für Erfolg zu finden. Dass wir niemanden imitieren, muss ich nicht erst betonen. Das hört man.“ Das Debüt klingt tatsächlich eigenständig und durchgängig spannend: „Für diese Band haben wir die Regel aufgestellt, dass wir ohne Einschränkungen oder Vorgaben arbeiten“, umreißt Chase die Einstellung des Quintetts. „Das ist wohl der Grund dafür, dass wir vielen Leuten auf den Geist gehen. Man hört ständig Dinge wie „Du kannst im Deathcore dieses oder jenes nicht machen, weil es die Regeln bricht.“ Soweit ich mich erinnere, ging es beim Metal aber gerade darum, zu sagen: „Scheiß auf die Regeln. Wenn du es nicht magst, dann fick‘ dich und hör‘ etwas anderes.“ Was OV SULFUR betrifft, so werden wir weiterhin das tun, was wir wollen, und uns als Künstler nicht in die metaphorische Kiste stecken, nur weil die Leute uns in einer bestimmten Ecke sehen wollen.“

Der Vollzeit-Einstand der Band beweist, dass die Musiker einen Plan umsetzen und wissen, was sie tun: „Als Komponist schreibe ich in verschiedenen Musikstilen, aber stets in klassischen Pop-Strukturen“, verrät der Gitarrist. „Bei diesem Album bin ich davon nicht abgewichen. Es ist die Vorgehensweise, die für mich am meisten Sinn macht. Sie funktioniert auch für OV SULFUR, zumal ich ein groove- und rhythmusorientierter Gitarrist bin. Darin äußert sich meine Liebe für Bands wie DEFTONES, KORN und NuMetal im Allgemeinen. Gleichzeitig weist „The Burden Ov Faith“ viele Momente auf, in denen es sehr technisch zugeht. Das liegt an unserem früheren Gitarristen Matt, der am Schreiben des Albums beteiligt war. Man kann diese technischen Momente haben und trotzdem einprägsam bleiben. Vor allem dann, wenn man in einer Pop-Struktur schreibt, denn dann geht es auch um Wiederholungen. Hört man etwas mehrmals, bleibt es hängen, selbst wenn es technisch ist.“

Für schnelles Verständnis taugen die Songs der Band aus Las Vegas dennoch nicht. Das soll auch gar nicht so sein: „Bei OV SULFUR geht es uns darum, Risiken einzugehen und mit unserer Musik Grenzen auszureizen“, verdeutlicht Chase abschließend nochmals. „Unsere Songs sind musikalisch sehr vielschichtig – voll von Symphonien, einprägsamen Gitarren-Riffs und verrückten Gesangseinlagen. So wollen wir sicherstellen, dass die Hörer, wenn sie das Album mehrfach hören, immer wieder neue Dinge entdecken, die ihnen noch gar nicht aufgefallen waren. Wir sind der Meinung, dass erst solche Dinge ein Album unvergesslich werden und beim wiederholten Anhören wirklichen Spaß aufkommen lassen.“

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